Kommentar
: Waidmannsheil!

■ Gerold Janssen im Visier von Jäger

1000 Mark soll Gerold Janssen zahlen, falls er den Jan-Reimers- und den Kuhgrabenweg nicht von seiner nature-Art bereinigt. Bei den Malereien, heißt es in der Begründung des Ortsamtes, sei nicht auszuschließen, daß „es durch Guckende zu Verkehrsbeeinträchtigungen und Gefahren kommt. Abgesehen davon können auch durch die verwendete Farbe Gefahren entstehen (Schmierfilm).“

Eine schlüpfrige Argumentation, denn schon 1981 begann Gerold Janssen mit dem Aussetzen kunstvoll gefertigter Pappelritterlinge, Froschlöffel und Sumpfblutaugen. Jahrelang krähte kein ordnungswütiger Hahn nach der beinahe 100 Werke zählenden Pflasteridylle, im Gegenteil: 1987 lobte die damalige Umweltsenatorin Eva-Maria Lemke die „kreative Aufklärungsarbeit“ der Janssen-Gruppe und pries den „mit viel Poesie und Phantasie“ entstanden „Lehrpfad“.

Was ist passiert, daß der Künstler heute verfolgt wird, was erzürnte die Behörden? Fest steht, daß der Schmierfilm läuft, seitdem die Malereien eine deutliche Sprache sprechen: „Senat zahlt 4 Millionen wegen Siemens“ – das geht zu weit, da muß der Jäger die Flinte anlegen und mit Kanonen auf Spatzen schießen. Wer früher mit „Hier tüdelte ein Rotkehlchen“ der Aufklärung diente, gefährdet heute die Öffentlichkeit. Zumal, wenn das Rotkehlchen grüne Parolen tüdelt und dabei schwarze Schafe benennt. Waidmannsheil!

Dora Hartmann