Post bleibt staatlich

■ Dänemark erlebte Fiasko mit Privatisierung des Postgirodienstes

Kopenhagen (taz) – Während in Deutschland die Post zur Privatisierung ansteht, haben die Nachbarn im Norden Ende letzter Woche alle derartigen Pläne gestoppt. Wie Kommunikationsminister Helge Mortensen am Freitag erklärte, hat die sozialdemokratisch geführte Regierung den Postdienst von der Liste der Privatisierungsobjekte gestrichen. Der Grund: die katastrophalen Erfahrungen mit der Privatisierung des Postgirodienstes. Dieser einstige Goldesel des dänischen Fiskus war in den letzten drei Jahren zur Giro-Bank AG umgebildet und schrittweise verkauft worden. Derzeit besitzt der Staat nur noch 49 Prozent der Aktien. Anstelle der ehemaligen Gewinn macht die Bank jetzt Riesenverluste.

Das was Helge Mortensen als „schlechtes Geschäft“ für den Staat und die BürgerInnen einstufte soll offenbar in Bezug auf den Postdienst nicht wiederholt werden. Die Girobank hatte nach der Privatisierung im Bemühen sich der privaten Konkurrenz anzupassen, höhere Gebühren eingeführt und gleichzeitig am bislang gewohnten Service eingespart. Laut Privatisierungsgesetz sollte die Postgirobank kein billiges und leicht zugängliches Zahlungsvermittlungsinstitut für den Normalverbraucher mit nur beschränktem Bankservice mehr sein, sondern sich am Geschäftsgebaren der Konkurrenz orientieren. Das Resultat war ein massenhafter Wechsel der Kundschaft zur privaten Konkurrenz, die ihren Service deutlich verbesserte, um dem ehemals bei Zahlungs- und Spardiensten weit überlegenen Konkurrenten die KundInnen abspenstig zu machen. Die einst staatliche Giro- Bank machte im ersten Halbjahr dieses Jahres mehr als 100 Millionen Mark Verlust.

In Deutschland stehen derartige Erfahrungen noch aus: Zum 1. Januar 1995 sollen alle drei Postbereiche in Aktiengesellschaften umgewandelt werden. Reinhard Wolff