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ADAC radwegesüchtig?

■ Autolobby will plötzlich mehr Radwege

Max Stich, Chef des schleswig-holsteinischen ADAC, will Taten sehen: „Wir halten einen schnelleren Ausbau von Radwegen für erforderlich“, erklärte der Autolobbyist der Nachrichtenagentur dpa. Zwar sei, so Stich, die Radwegesituation an den Bundesstraßen „gut“ – auf den Landstraßen gebe es allerdings Nachholbedarf. Während sich die Bundesstraßen zu 80 Prozent radweggerändert zeigen, kommen die Landstraßen nur auf müde 40 Prozent. Rund 2.500 Kilometer schleswig-holsteinischer Bundes- und Landstraßen sind noch „ohne“: Beim gegenwärtigen Ausbautempo von 20 bis 30 Kilometer pro Jahr würde es nur noch 100 Jahre dauern, um in etwa niederländischen Standard zu erreichen.

Umsteigen aufs Fahrrad hat der ADAC denn auch nicht im Sinn: Stich geht es um „Verkehrssicherheit“. Dabei sollen Radler den Autos möglichst nicht in die Quere kommen: „Einen Mischverkehr auf den Fahrbahnen“, so Stich, „vor allem in den Städten, halten wir für höchst bedenklich.“ Damit trifft Stich die Seelenlage seiner Hamburger ADAC-Kollegen, die nichts so sehr fürchten, wie eine Umverteilung des Straßenraumes zugunsten sanfter Verkehrsmittel. Dabei könnte Fahrradfahren in Schleswig-Holstein auch die Hamburger Verkehrssituation entlasten. Den Autoboom auf Hamburgs Straßen verursachen zu einem erheblichen Teil die automobilen Umland-Pendler.

Die klimatisch und geographisch nicht ganz unähnlichen Niederlande zeigen, wie sich dieses Problem fahrradmäßig in den Griff bekommen läßt: Der niederländische Verkehrsplan 2000 sieht das Rad als Zubringer zum öffentlichen Verkehrssystem vor. Das erspart teure P&R-Wälle am Stadtrand und lastet – angenehmer Nebeneffekt – auch ein weitgespanntes ÖPNV-Netz erheblich besser aus. Schon heute sind holländische Kleinbahnhöfe und selbst Bushaltestellen wahre Fahrrad-El Dorados.

Das Fahrradmäntelchen des Nord-ADAC wird den Streit der Verkehrsmittel auf Dauer kaum zudecken können: Die Verkehrszukunft auf dem Lande, so meint denn auch eine wachsende Zahl von Verkehrsexperten, gehört der Verknüpfung von Fahrrad und ÖPNV – auch zu Lasten des dörflich-kleinstädtischen Autostraßenraums.

Florian Marten

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