Krach und Gestank

■ Kolumbianer leiden unter Autolärm von 90 Dezibel und Industrie-Emissionen

Bogota (IPS/taz) – Die Wirtschaft wächst, die Umwelt wird immer dreckiger. Das konstatiert eine Arbeitsgruppe in einem Bericht für die kolumbianische Regierung, der am Wochenende veröffentlicht wurde. Der Grad der Umweltbelastung zeige sich vor allem an dem hohen Schadstoffgehalt in der Luft, dem extremen, verkehrsbedingten Lärmpegel vor allem in den Großstädten sowie an der Bodenerosion und dem Rückgang der Wasserressourcen. Trotz einiger Anstrengungen seien die Umweltkontrollen bislang in keiner Weise ausreichend, monieren die Autoren. Dies sei vor allem darauf zurückzuführen, daß es den zuständigen Stellen immer noch an ausreichenden technischen, finanziellen und administrativen Mitteln fehlte.

Für die Luftverschmutzung trügen sechs Industriezentren mit einem Anteil von 80 Prozent die Hauptverantwortung. Im Dokument angeführt sind die Städte Cali und Yumbo im Westen des Andenstaates, Medellin im Nordwesten sowie Bogota im Zentrum und Cartagena und Barranquilla im Norden. Jährlich würden in diesen Industriezentren im Schnitt 265.000 Tonnen verschiedener Schadstoffe in die Luft geblasen.

Hinzu käme, daß der Industrialisierungsprozeß die wichtigsten Flüsse Kolumbiens – Magdalena, Cauce und der durch die Hauptstadt fließende Bogota-Strom – erheblich belastet habe. Der enorme Rückgang des Fischbestandes bedrohe die Arbeitsplätze von rund 70.000 Fischern, die bisher noch 90 Prozent des landeseigenen Fischkonsums abdeckten.

Der höchste Lärmpegel wurde jeweils in Bogota, Medellin sowie Cali und Barranquilla gemeldet. Der Autoverkehr macht hier zu Stoßzeiten mit 90 Dezibel einen gesundheitsgefährdenden Lärm – als erträglich zugelassen sind in Kolumbien maximal 70 Dezibel.

Der Bericht hebt zudem hervor, daß durch Bodenerosion jedes Jahr 170.000 Hektar Land verloren gingen. Zu diesem Prozeß hinzu käme die Belastung des Bodens durch den massiven Einsatz von Chemikalien und Pestiziden sowie den hohen Salzgehalt in den Bewässerungssystemen.