BSE im Schlachthof

■ Tierärzte beklagen mangelnde Hygiene

Schlachthöfe – ein Hygiene-Schwachpunkt in der Fleischvermarktungskette? Tierärzte im Kreis Segeberg jedenfalls haben jetzt schwere Vorwürfe erhoben. Die Veterinärin Margrit Herbst etwa sagte, sie habe in den vergangenen Jahren mehrmals bei der Lebendbeschau BSE-Verdacht geäußert. Hin und wieder seien auffällige Tiere dennoch „ganz normal“ getötet worden und in den Verbrauch gelangt.

Die Kreise hätten Druck vom Land bekommen, aus Kostengründen immer mehr Tierarztstellen bei Fleischkontrollen einzusparen, bestätigte Detlev Gripp, Tierarzt aus Neumünster. Aus Kostengründen sei im Kreis Segeberg auch die Isolierschlachthalle in Bad Bramstedt außer Betrieb gesetzt worden. Wenn kranke Tiere mit gesunden gemeinsam geschlachtet werden, könnten Werkzeug und Maschinen mit Eiter aus geöffneten Abzessen verseucht werden. Das Schlachtband werde zwischendurch nicht desinfiziert.

Das Kieler Landwirtschaftsministerium teilte gestern dazu mit: „Bis zur Stunde konnte nicht festgestellt werden, daß die Vorwürfe zu Recht erhoben wurden.“ Eine abschließende Bewertung sei erst nach Auswertung weiterer Informationen möglich.

Die Hamburger Schlachthofgesellschaft versicherte der taz, daß in der Hansestadt die Kontrollen einwandfrei seien: Zwei bis drei Veterinäre begutachteten alle angelieferten Rinder, Schweine und Schafe noch auf dem LKW. Bei der geringsten Auffälligkeit würde ein Tier separiert und getrennt geschlachtet, sein Fleisch besonders sorgfältig untersucht.

Eine Frage konnte Schlachthofsprecherin Klepper aber auch nicht beantworten: Woher wissen die VerbraucherInnen, wo das Vieh zu Tode kam, mit dessen Fleisch sie liebäugeln? Ein Steak aus der Theke in Winterhude kann ebenso vom Hamburger Schlachthof angeliefert worden sein wie aus Dänemark oder Bad Bramstedt. „Die Vermarktung ihrer Ware“, so Klepper, „ist allein Sache der Fleischer.“

Da bleibt den Gourmets und Gourmands nur, Bio-Bauern zu vertrauen, die die Schlachthöfe für ihre Tiere meist besonders sorgfältig aussuchen. Oder sie müssen ihren Fleischern ein Loch in den Bauch fragen. Oder eben doch der Hamburger Verbraucherzentrale folgen, die bis auf weiteres vom Rindfleischkauf abrät. ch/dpa