Waffengeschäfte für eine Milliarde Mark

■ Auch am heutigen Antikriegstag geht der weltweite Waffenhandel weiter

Auch an dem von der UNO ausgerufenen Antikriegstag, dem 1. September, werden dieses Jahr nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) in Göttingen statistisch betrachtet weltweit für fast eine Milliarde Dollar Waffen gehandelt. „1993 waren es rund 322 Milliarden Dollar“, sagte der GfbV-Bundesvorsitzende Tilman Zülch am Mittwoch in Göttingen. Die Bundesrepublik sei mit rund acht Prozent am Waffenexport beteiligt.

Zülch warf der Bundesregierung vor, daß sie einen Teil des Waffenhandels „verschleiert und ganze Waffenarsenale verschenkt“. Als Beispiel nannte er die Türkei. Gegenwärtig laufe die letzte von drei großen Kriegsgüterlieferungen Deutschlands im Umfang von über 1,5 Milliarden Mark. „Die Bundesrepublik trägt damit zur Selbstzerstörung der Türkei bei“, sagte Zülch. Der Krieg des türkischen Militärs gegen die Kurden habe zu einen katastrophalen Rückgang des Tourismus geführt und den Staat an den Rand des Ruins getrieben. Zwölf Milliarden Mark habe die Türkei 1994 für den Krieg in Kurdistan vorgesehen. Für die Zerstörung der bisher über 1 300 kurdischen Dörfer und die Tötung von Tausenden von Kurden und PKK-Kämpfern wurden nach Angaben der Gesellschaft für bedrohte Völker von der Türkei in den vergangenen neun Jahren 95 Milliarden Mark ausgegeben.

Auch der Krieg gegen Bosnien sei nur möglich gewesen, weil die Bundesrepublik zusammen mit anderen Ländern Tito-Jugoslawien Kredite in Höhe von 52 Milliarden Dollar gewährt habe, die zum größten Teil für Waffenkäufe ausgegeben wurden. Die Serben hätten zu Kriegsbeginn vor zwei Jahren erklärt, mit diesem Waffenarsenal könnten sie zehn Jahre Krieg führen.

dpa