Starker Held in aller Welt

■ Weltchampionat für Deutsche Schäferhunde im Weserstadion mit Kackentferner

Eine Frau im knallroten Trainingsanzug gibt zischend-schmatzende Locklaute von sich und wirft hin und wieder einen gelben Gummiball (mit Stacheln) in die Luft. Wie gewünscht werden Hundeohren gespitzt, schließlich sollen die Jungs was hermachen beim Fototermin auf den Terrassen des Parkhotels. Hängt da schon wieder ein Öhrchen schlapp? „Iris, ruf' doch mal!“ Iris ruft, und da haben die PressefotografInnen endlich das gewünschte Bild: Nur wenig gewölbt erhebt sich die Stirn über dem geraden Nasenrücken, straff säumen die dunklen Lippen das Maul, etwas schrägliegend schauen die dunklen Augen wachsam ins Gelände (aus: Partner Hund / Der Deutsche Schäferhund, ein starker Held in aller Welt). Nun ahnen Sie, worum es geht: Um Schäferhunde. Um vollendete Schäferhunde. Um Weltmeister-Schäferhunde.

Am Wochenende findet im Bremer Weserstadion das Weltchampionat für Deutsche Schäferhunde statt: 2.000 TeilnehmerInnen und ihre Hunde aus 25 Ländern, 2.000 kostenlos verteilte Hundehygiene-Sets und 40.000 bis 50.000 BesucherInnen werden das Stadion und umzu für drei Tage bevölkern. Nahezu die gesamte Bremer Hotellandschaft ist auf den Hund gekommen: „ausgebucht“ heißt es da, mit dem Prinzip 'Herrchen, Frauchen und Hundchen' kommt kein Touristikkonzept mit. Und eine „Deutschlandpremiere“ steht bei der weltweit größten Rassehundeschau gleich mit ins Haus: Zwei in Frankreich entwickelte und eingesetzte Kackbeseitigungsmotorräder werden das Stadion davor bewahren, sich in einen einzigen großen Scheißhaufen zu verwandeln.

Da man „die Hunde ja nicht so auf Befehl.. na Sie wissen schon...lassen kann“, hat ein Hundehalter zu Demonstrationszwecken die Ausscheidungen seines „Iras vom Thüringer Weg“ gesammelt und in einer Plastiktüte mitgebracht. Konzentriert steuert der Fahrer auf den im Grase deponierten Haufen zu (bereits zum dritten Mal, wegen der Fernsehkamera) und stülpt just da einen Saugrüssel über ihn, als Köttelproduzent Iras und ein gewisser Guido im Hintergrund in einen sozialen Konflikt geraten. Während Iris im roten Trainingsanzug diesen mit Schmatzlauten zu schlichten versucht, verschwindet der Haufen mit einem Aufjaulen des Gaszuges in einem Spezialtank.

So ganz freiwillig ist der Einsatz übrigens nicht. Bei der letzten Veranstaltung im Jahr 1988 hatte sich der „Verein für Deutsche Schäferhunde“ beim Vermieter des Weserstadions mit seinen Hinterlassenschaften mehr als unbeliebt gemacht und wurde nun zur Reinigung vertraglich verpflichtet. Nicht überliefert ist, ob Anlaß des Ärgers ein auf einem Kackhaufen ausgerutschter Werder-Profi war.

Die Leistungsshow der Rassehunde: Der Gebrauchshund als solcher zeigt sich und sein Können. Veranstalter ist der „Verein für Deutsche Schäferhunde“, mit 120.000 Mitgliedern laut dessen Sprecher Reiner Voltz „die tragende Organisation im Bereich des Hundewesens“. In 2.000 Ortsgruppen wird „die unmittelbare sportliche Betätigung mit dem Hund absolviert“ – in Bremen tun das rund 500 SchäferhundbesitzerInnen. Die dürften für das Championat ebenso trainiert haben wie ihre Vierbeiner: Dutzende von Kilometern müssen sie im Weserstadion zurücklegen, damit die RichterInnen Anatomie, Wesen, Gangwerk und Rassestandard (der Hunde) richtig beurteilen können. Die HalterInnen dürfen sich, wenngleich streng reglementiert, abwechseln.

Um die Prüfungen herum gibt es dann alles, was ein Hundeherz höher schlagen läßt: ein Markt für Hundezubehör aller Art, vom Pflegeartikel über eine riesige Futtermittelpalette bis zu Ausbildungsgerätschaften, ein Erfahrungsaustausch und Infos über Rettungshundeorganisationen, diensthundhaltende Behörden, Blindenhunde-Verbände und ähnliches. skai

Weserstadion, Freitag und Samstag 8 bis 15 Uhr, Sonntag 8 bis 17 Uhr, Tageskarte 9 Mark