Wir müssen leider draußen kacken

■ Bremens erster Zaun gegen den Hundekot umgibt jetzt den Brommyplatz im Peterswerder

Das Bremer „Viertel“ ist wieder um einen Zaun reicher. Diesmal allerdings geht es nicht darum, die Drogenszene von einem Schulhof oder aus einem Vorgarten zu vertreiben. Der neue, 200 Meter lange und einen Meter hohe Metallzaun mit seiner eleganten hölzernen Abschlußleiste umgibt den Brommyplatz im Peterswerder, der damit zu Bremens erster umzäunter Grünanlage geworden ist. Der funkelnagelneue Zaun dient dabei nur einem einzigen Zweck – dem Kampf gegen den Hundekot.

Gestern wurde der für 630.000 Mark umgestaltete Brommyplatz von Stadtplanungssenator Ralf Fücks und Bausenatorin Eva-Maria Lemke-Schulte gemeinsam offiziell wiedereröffnet. „Das war hier doch nur noch ein Hundeklo“, meinte Fücks, „jetzt ist auf dem Platz wieder für alle Platz“, freute sich Lemke-Schulte – ausgenommen natürlich die Parkbeschmutzer auf vier Beinen.

Dem Kampf gegen die Hundwurst mußte allerdings all das geopfert werden, was in 20 Jahren an Wildwuchs auf dem Brommyplatz gesprießt war. Büsche und Hecken – im Konzept des eigens beauftragten Planungsbüros „Collage Nord“ als „Taragrün/Verpackungsgrün“ bezeichnet – wurden erbarmungslos abrasiert oder auf Zaunhöhe gestutzt. Lediglich einige Bäumchen, die sich inmitten des wilden Grüns selbst ausgesamt hatten, durften bleiben und sollen nun „aufgeastet“ werden.

Urheber der kleinen Wildnis auf dem Brommyplatz war der vor zwei Jahren gestorbene Anwohner Bernd Brünjes. Er hätte den rund 5.000 qm großen Platz am liebsten in einen Biogarten verwandelt – zerstritt sich darüber allerdings mit seinem SPD-Ortsverein Peterswerder. Der stand nämlich eher für eine geordnete Begrünung, wie sie in den 70er Jahren das Gartenbauant versucht hatte. Hecken und Büsche sollten damals die zahlreichen Trampelpfade auf dem Platz beseitigen, und ein abenutzter Bolzplatz wurde gefräst und neu eingesät. Doch die Gewohnheiten von Mensch und Hund hatten sich schon bald wieder gegen den Behördenplan durchgesetzt. Und schließlich gab es rund um den Platz auch noch mehrere Bürgerinitiativen – so zum Beispiel für eine Verbesserung des Spielplatzes oder für die Einrichtung eines Gemüsemarktes.

Was nach fast fünf Jahren Streit nun herausgekommen ist, erinnert stark an eine Kopie strenger französischer Parkordnung: innen breite Kieswege, Sitzbänke mit dem Rücken zur Straße und einen von mehreren Schwingtüren unterbrochenen Gitterzaun. Kein Wunder, daß auf dem neuen Brommyplatz auch schon die ersten Boulespieler gesichtet wurden.

Nur die Polizei hat sich erfolgreich dem Gestaltungswillen widersetzt. Eigentlich – so steht es im Flächennutzungsplan und so hatte es auch der Ortsamtsbeirat beschlossen – sollte nämlich dem neuen Brommyplatz auch ein Teil der Fläche zugeschlagen werden, die bislang mit den rollenden Blechkisten des benachbarten Reviers zugestellt ist. Das konnte der Innensenator allerdings gerade noch verhindern.

Eine Entscheidung, die offenbar auch manchem Hundehalter Mut zur Respektlosigkeit macht. Warum, scheinen sie zu denken, dürfen die Autos weiterhin um den Park herum stinken, unsere Lieblinge aber nicht mittendrin? So wissen Anwohner von manchem Herrchen zu berichten, das seinem Vierbeiner nach Einbruch der Dämmerung ein Törchen öffnet, damit es sich mitten auf dem Brommyplatz entleeren kann.

Ase