Adieu, Elvis

■ Droht nun auch deutschen Medien eine Schutzquote für Inlands-Kulturgut?

Wenn Kohl und Mitterrand miteinander reden, dann fragt der dicke Helmut schon mal nach, wie das denn in Frankreich mit dem neuen Mediengesetz sei. Ab 1996 nämlich wird es in Frankreich eine neue Quote für den Schutz des französischen Kulturguts geben. Das Programm der Radios muß dann mindestens zu 40 Prozent aus französischen Liedern bestehen. Adieu, Beatles. Adieu, Elvis. Es lebe das französische Chanson. Eine ähnliche Regelung gibt es auch schon für die französischen TV-Sender. Und englische oder US-amerikanische Wörter darf man ohnehin nicht mehr benutzen. Adieu, Walkman. Adieu, CD-Player.

Deutsche Quoten für Radio und Fernsehen

Heinz & Uschi, das beliebte Volkssängerpaar aus dem Sensertal („Wenn die Lederhose Urlaub hat“), forderte nun, daß auch bei uns die Hälfte aller musikalischen Beiträge in Radio und Fernsehen deutschsprachig sein müsse. „Am deutschen Liedgut kann die ganze Welt genesen“, meinten die zwei Künstler am Montag auf einer von ihrer Plattenfirma in Bonn abgehaltenen Pressekonferenz und stellten auch gleich ihr neues Lied „Wenn der Rudi mit der Ute im Paddelboot“ vor. „Deutsche Sprake, ich liepen es“, pflichtete Rudi Carrell begeistert bei. Auch er gehört zum Unterstützerkreis für die neue Regelung. Um der Forderung mehr Nachdruck zu verleihen, haben sich nämlich etliche Künstler unter der Leitung von Roberto Blanco zu der Initiative „Wir reden deutsch. Und wir stehen dazu“ zusammengeschlossen. Kommende Woche wollen sie für ihre Forderung vor dem Abgeordnetenhaus mit einer volkstümlichen Hitparade demonstrieren. Die Show unter der Leitung von Schirmherr Dieter Thomas Heck wird von Sat.1 ab 20.15 Uhr live übertragen. Wenn es sein knapper Terminkalender zuläßt, will auch Karel Gott aus Prag kommen und mit einem Auftritt im deutschen Radio die Initiative für deutsche Schlager unterstützen. Der Rundfunkrat meldete jedoch inzwischen Bedenken an. Im planetumspannenden Informationszeitalter, wo die Welt sozusagen zum elektronischen Dorf geworden sei und gerade die europäische Einigung doch zu einer multikulturellen Gemeinschaft führe, dürfe man sich jetzt nicht auf kleinkarierte nationale Dünkel zurückziehen. Allein, der Bundeskanzler hat den Vorgang schon zur Chefsache erklärt. Aus seinem österreichischen Urlaubsdomizil brachte er die Gesangsgruppe „Die Spatzen vom Wolfgangsee“ mit, die, so sein Vorschlag, doch jeden Abend zum Sendeschluß auf allen Fernsehsendern deutsches Liedgut intonieren könnten: „Mir würde das gefallen.“ CDU-Vordenker Schäuble geht in seinen Forderungen noch einen entscheidenden Schritt weiter. In einem parteiinternen Positionspapier erläuterte er, daß man sich der Angelegenheit annehmen sollte. Eine wie immer geartete Regelung sollte sich keinesfalls auf Schlager und Gesang beschränken. Eigentlich, so Schäuble, müßten doch im Deutschen Fernsehen auch nur noch deutsche Bilder gezeigt werden: „Immerhin brauchen wir uns mit dem Schwarzwald ja wirklich nicht verstecken.“

Stolz auf den Schwarzwald

Probleme machen den Deutschstrategen im Moment noch die Nachrichtensendungen. „In diesem Segment könnte es angesichts der internationalen Nachrichtenlage schwierig werden“, so der medienpolitische Sprecher der CSU- Landesgruppe Süd, „die Quote einzuhalten“. Der FDP-Ortsverband Duisburg-Wilhelmsbrücke hat zwar bereits in einem Erschließungsantrag an das Bundeskabinett gefordert, dafür Sorge zu tragen, daß Naturkatastrophen und kriegerische Auseinandersetzungen nur noch vor deutscher Kulisse initiiert werden wollen. Aber es ist fraglich, ob dieser extrem kostenintensive Vorschlag tatsächlich umsetzbar sein wird. Kurt Nane Jürgensen