■ Das Portrait
: Wyatt Earp

Ein echter Earp Foto: Archiv

Wyatt Earp wurde 1848 als dritter von fünf Brüdern in Monmouth (Illinois) geboren. 1870 heiratete er Irilla H. Sutherland, die binnen Jahresfrist an Typhus starb. Nach diesem Schicksalsschlag führte Earp ein unbeständiges Leben als Frachtkutscher, Spieler und Büffeljäger. 1871 wurde er des Pferdediebstahls angeklagt; er vermochte sich jedoch der Strafverfolgung zu entziehen. 1874 gelangte er nach Wichita, wurde Polizist, wechselte später nach Dodge City und schließlich nach Tombstone in Arizona, nachdem sein Bruder Virgil zum stellvertretenden Marshall des Yavapai Countys ernannt worden war. Die Brüder Jim, Morgan und Warren folgten.

Die Earps betätigten sich unter anderem als Glücksspieler; Wyatt spekulierte mit Schürfrechten, übernahm den Begleitschutz von Postkutschen und hatte zeitweise den Posten des stellvertretenden Sheriffs inne. Mit Wyatts Hilfe gelang es Virgil Earp im Oktober 1880, den Outlaw Curly Bill Brocius dingfest zu machen, der einen Marshall erschossen hatte. Diese Verhaftung provozierte eine Reihe von Auseinandersetzungen mit Cowboys, die ohnehin verärgert über das strenge Regiment der Brüder waren. Doch auch die Earps blieben nicht unbescholten. Gerüchte brachten sie mit mehreren Postkutschenüberfällen in Verbindung, die sich nahe Tombstone ereignet hatten. Im Dezember wurde Virgil Earp von Heckenschützen schwer verletzt, drei Monate später Morgan Earp ermordet. Wyatt stellte die Killer und erschoß sie. Nunmehr steckbrieflich gesucht, nahm er das unstete Leben früherer Jahre wieder auf. Seinen Lebensabend verbrachte er nahe Hollywood, wo er 1929 starb. Zuvor hatte er noch die Stars der frühen Kinowestern, John Ford und den Schriftsteller Stuart Lake kennengelernt, der die Biographie „Wyatt Earp: Frontier Marshall“ verfaßte. Weil Teile des Buchs auf Earps Angaben beruhten, galt es lange Zeit als authentische Schilderung des Wilden Westens. Auch der neue Film von Lawrence Kasdan, zu dem sich eine Rezension auf Seite 17 findet, greift gern auf Earps Erzählungen zurück. Spätere Recherchen ergaben, daß vieles ausgeschmückt, anderes erfunden worden war. Dennoch hielt sich über die Jahre der Mythos vom tapferen Gesetzeshüter. Eigenen Anteil daran hatte Wyatt Earps streitbare Witwe Josephine, die noch bis zu ihrem Tode im Jahre 1944 streng darauf achtete, daß das Andenken ihres Gatten keinen Schaden nahm. Harald Keller