Bosnische Serben vertreiben Roma aus Banja Luka

■ „Ethnische Säuberungen“ werden auch aus dem Gebiet um Tuzla gemeldet / Flüchtlinge aus der Region Bihać lehnen Rückführungsplan der UNO ab

Sarajevo (dpa/AFP/taz) – Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) hat den bosnischen Serben vorgeworfen, die „ethnischen Säuberungen“ fortzusetzen. Allein in der Nacht zum Montag seien 432 Muslime aus einem serbisch kontrollierten Gebiet in der Nähe von Tuzla vertrieben worden. Die meisten seien Frauen, Kinder, Alte, Kranke und Behinderte. Für ihren Transport nach Tuzla hätten sie hohe Summen bezahlen müssen. Einige seien mißhandelt worden, viele seien total erschöpft gewesen. Auch habe das IKRK Berichte erhalten, nach denen Männer verhaftet und viele von ihnen zu Zwangsarbeit in der Nähe der Frontlinien herangezogen worden seien.

Aus ihren Häusern in dem ostbosnischen Dorf Klasnica bei Banja Luka sind nach Angaben des UNO-Flüchtlingshilfswerks 226 Roma vertrieben worden. Mit Unterstützung des UNHCR überquerten sie inzwischen die Grenze nach Kroatien. Nach Erkenntnissen des UNHCR haben die bosnischen Serben in den vergangenen Wochen über 1.100 Muslime aus der Stadt Bijeljina im Nordosten Bosniens vertrieben.

Mehrere tausend Flüchtlinge aus der westbosnischen Region von Bihać haben am Dienstag in der von Serben kontrollierten Krajina gegen den Rückführungsplan der UNO und der USA protestiert. „Dieser Plan ist ein Skandal“, sagte einer der Flüchtlinge. „Man will uns dazu zwingen, in Lagern, in Reservaten zu leben wie die Tiere.“ Die UN-Schutztruppen für das ehemalige Jugoslawien und die USA hatten einen Sieben-Punkte- Plan für die Rückkehr der insgesamt etwa 30.000 Flüchtlinge vorgelegt. Der Plan war den Angaben zufolge mit den bosnischen Behörden abgestimmt worden und sieht die Einrichtung eines von der Unprofor kontrollierten Flüchtlingslagers bei Bihać und die UN- Überwachung des Amnestieangebots der bosnischen Regierung vor. Bosniens Präsident Alija Izetbegović sagte außerdem zu, daß die Männer mindestens ein halbes Jahr vom Dienst in der bosnischen Armee befreit seien. Die vor allem muslimischen Flüchtlinge hatten nach der Eroberung des letzten Stützpunktes des abtrünnigen muslimischen Politikers Fikret Abdić versucht, nach Kroatien zu fliehen.

Nach der Zagreber Zeitung Večernji List (siehe taz vom 31. 8.) hat nun auch die Belgrader Borba berichtet, daß der serbische Präsident Slobodan Milošević der Aufstellung von Beobachtern an der Grenze zwischen Rest-Jugoslawien und den bosnischen Serbengebieten zugestimmt hat. Zur Bedingung mache Milošević jedoch, daß gleichzeitig Kontrolleure am Una-Grenzfluß zwischen Kroatien und Bosnien stationiert werden, die die Einhaltung des Waffenembargos gegen die bosnische Regierung überwachen sollen.