Mängelverwaltung mit Rechenschieber

■ Am Sonntag versucht der FC St. Pauli beim SV Meppen den Sturz ins Bodenlose zu stoppen

So schnell kann das gehen: Schon vor dem vierten Spieltag steht der FC St. Pauli mit dem Rücken zur Zweitligawand. Statt um einen der vorderen Plätze geht es am Sonntag beim SV Meppen (15 Uhr) nun vornehmlich um den Anschluß ans gesicherte Mittelfeld. Selbst das dürfte leichter gesagt als getan sein, denn die Emsländer sind momentan ebenfalls nicht auf Rosen gebettet: Nach drei Niederlagen liegt die Mannschaft von Trainer Horst Ehrmanntraut auf dem letzten Platz – ein schwer angeschlagener Gegner und deshalb unberechenbar. Dammann & Co. werden sich steigern müssen, wollen sie nicht mit leeren Händen zurückfahren – oder nach einer etwaigen Niederlage selber das Tabellenende zieren.

Um dies zu verhindern und eventuell das Vorjahresergebnis zu wiederholen (1:1), wird Trainer Uli Maslo einmal mehr die Mannschaft umstellen: vielleicht Martin Driller von Beginn neben Jens Scharping und Juri Sawitschew als Joker. Mit welcher Sturmformation er letzt-endlich anfangen wird, ist eigentlich eine unwichtige Frage verglichen mit dieser: Weiß Maslo überhaupt, was seine Spieler können, auf welcher Position sie am besten aufgehoben sind? Beim 1:1 gegen Mannheim schien der Coach eher nach Gefühl auszuwechseln. Einen Offensivspieler raus (Szubert) und dafür einen defensiveren rein (Mayer) – beim Spielstand von 1:1 und daheim verwunderte dies schon. Oder ist Maslo schon so verunsichert, daß er sich selbst auf eigenem Platz nicht mehr traut, auf Angriff spielen zu lassen?

Daß Uli „Hebel ansetzen“ Maslo mittlerweile auch im Verein nicht mehr unumstritten ist, macht das Arbeiten für den sportlichen Chef der Millerntor-Mängelverwaltung nicht leichter. Aus der Führungsetage war dieser Tage zu hören, man sei nicht gewillt, ewig auf Fortschritte zu warten: „In drei, vier Wochen müßte die Mannschaft so weit sein.“ Maslo kann schon einmal den Rechenschieber rausholen. Ein Punkt in Meppen, zwei gegen Leipzig und einer in Düsseldorf müßten es schon sein, um dem präsidialen Ansinnen gerecht zu werden. Wenn nicht, kann die Kalkulierhilfe getrost draußen bleiben. Oder hat Maslo die Umzugskosten von Hamburg nach Wattenscheid so parat? Clemens Gerlach