130 Millionen für saubere Elbe

■ Senat will am Dienstag Elbe-Entlastungsprogramm beschließen / Weniger Schadstoffe durch den Ausbau der Altonaer Siele Von Uli Exner

Der Plan ist so neu nicht, doch die Umsetzung ließ bisher auf sich warten: Abwasser aus Altonaer Haushalten soll künftig auch nach starken Regenfällen nicht mehr in die Elbe fließen. 130 Millionen Mark will die Umweltbehörde bis zum Jahr 2005 in die Renovierung vor allem des Altonaer Sielnetzes investieren.

Eine entsprechende Drucksache liegt dem Senat vor, am kommenden Dienstag soll sie nach Informationen der taz verabschiedet werden. Die ersten Umbauarbeiten sollen noch in diesem Jahr beginnen. Die Statt Partei, die sich in der vergangenen Woche noch Bedenkzeit ausgebeten hatte, wird dem Programm in der Bürgerschaft ebenso zustimmen wie die KollegInnen von der SPD.

Zeit wird's auch. Denn was bei starken Regenfällen über sogenannte Überläufe als Mischwasser aus den Altonaer Sielen direkt und ungeklärt in die Elbe fließt, ist mehr als unappetitlich: Kot, Bakterien, Phosphate aus Hamburgs Abwasserkanälen direkt vor die Strandperle. „Nachdem ich das gelesen habe“, so ein Bürgerschaftsabgeordneter nach eifrigem Schadstoff-Studium zur taz, „würde ich nicht mehr barfuß am Elbstrand entlanggehen.“

Vielleicht wagt er's ja im Jahr 2005 wieder. Dann soll die Schadstoffmenge, die aus den Sielen in die Elbe fließt, nach den Plänen des Senats um zwei Drittel reduziert sein, sollen neue und größere Siele sowie Rückhaltebecken den Überlauf weitestgehend verhindern.

Was nicht nur für potentielle Elbe-Badewütige, sondern auch für Flußfauna äußerst angenehm wäre. Das Mischwasser aus Hamburgs Unterwelt belastet den Sauerstoffhaushalt der Elbe so stark, daß nach Regenfällen „fischkritische Sauerstoffverhältnisse eintreten“. Nachzulesen in einer bereits 1989 veröffentlichten Senatsbroschüre mit dem hochbürokratischen Titel „Langzeitstrategie zur Verminderung der Einträge Hamburgs in die Elbe und Nordsee“, herausgegeben vom damaligen Umweltsenator Jörg Kuhbier.

Darin heißt es zu dem aus den „Überläufen am Elbhang eingeleiteten“ Abwasser unter anderem: „Das innerhalb kurzer Zeit stoßweise in die Elbe eingeleitete Mischwasser bewirkt neben einer – zumeist kurzfristigen – Beeinträchtigung des Sauerstoffhaushalts und einer Schadstoffbelastung von Elbe und Nordsee in erster Linie eine Verschlechterung der hygienischen Verhältnisse.“ Betroffen sei insbesondere jener Elbuferabschnitt, „der aufgrund seiner Gestaltung und Infrastruktur für eine Freizeitnutzung besonders gut geeignet ist. Eine Vielzahl von gastronomischen Betrieben, Sportboothäfen sowie lange Sandstrände geben gerade diesem Elbuferbereich eine besondere Bedeutung.“

Ganz umsonst können die HamburgerInnen den saubereren Strand allerdings nicht genießen. Die 130 Millionen für das Entlastungsprogramm muß die Stadtentwässerung über Gebühren wieder reinholen. 10 Pfennig pro Kubikmeter Abwasser sind eingeplant. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 50 Kubikmetern pro Kopf und Jahr hieße das: Mit fünf Mark sind Sie dabei.