„Flupis“ aus dem Fleischwolf

■ Mit Altpapier und Weizenstärke gegen den Müllberg

Friedrich Priehs kämpft mit Altpapier und Weizenstärke gegen wachsende Müllberge und schwindende Rohstoffe. Der Chef der PSP Papierschaum Priehs GmbH in Achim hat ein Verfahren entwickelt, das Verpackungs-Chips aus Kunststoff durch eine umweltverträglichere Variante ersetzt. Setzt sich die Idee des Niedersachsen durch, müssen sich Käufer von Stereoanlagen, Computern und anderem empfindlichen Gut nicht mehr um den Verbleib des schützenden Füllmaterials sorgen: Das Bio-Produkt wird auf der Müllhalde innerhalb von drei bis vier Monaten abgebaut. So wird nicht nur knapper Deponieraum gespart, auch die Ressource Erdöl wird geschont.

Das Rezept: je zur Hälfte Altpapier und Weizenstärke. Das Papier wird trocken und damit energieschonend zerfasert und mit der Stärke vermischt. In einer Art riesigem Fleischwolf wird die Masse mit heißem Wasserdampf aufgeschäumt und anschließend zerkleinert zu Papierschaum-Chips, die bei Priehs „flupis“ heißen. Zehn Kilogramm des Rohmaterials ergeben 1.000 Liter Chips. Rund 14 Jahre brauchte der Unternehmer von der Idee bis zum fertigen Produkt.

„Verpackungen machen zwar nur etwa sechs Prozent des Hausmülls aus, aber 40 Prozent seines Volumens“, sagt Priehs. Ihm zufolge werden jährlich sieben Millionen Kubikmeter Kunststoffschäume (Styropor) mit dem Treibmittel Pentan hergestellt und müssen entsorgt werden. Der mit Wasserdampf gefertigte Papierschaum dagegen bricht unter dem Einfluß von Wasser wieder zusammen, die restlichen Bestandteile werden von Humusbakterien zersetzt.

Bei einer Kapazität von 50 bis 60 Kubikmetern flupis pro Stunde will der Betriebswirt in diesem Jahr schwarze Zahlen schreiben. Die Zahl der Mitarbeiter hat sich von vier auf zehn vergrößert. „Die neue Verpackungsverordnung hat uns mit in den Markt geholfen“, sagt Priehs. Umweltaspekte würden jetzt honoriert. Damit das Produkt nicht weite Wege zurücklegen muß, laufen flupi-Maschinen in Lizenz in München und in der Schweiz. Weitere Anlagen sollen bei Köln und im Raum Halle installiert werden. Auch gibt es bereits einen Vertrag mit Irland, mit England und Skandinavien stünden die Verhandlungen kurz vor dem Abschluß. Die USA, Japan und China seien interessiert.

Zugang zum Markt hat Priehs über etwa zwölf Großhändler. „Wir können unter marktwirtschaftlichen Bedingungen ohne Subventionen mit der Konkurrenz mithalten“, sagt er. Der Papierschaum habe gute Polster- und Dämmeigenschaften, sein Preis sei etwa gleich und es entstünden keine Entsorgungskosten. Priehs nächstes Ziel: Er will Formverpackungen wie Fast-Food-Schalen anbieten. „Mittelfristig haben wir hervorragende Marktchancen.“

Regina Weinrich, dpa