50 Millionen für VW

■ Scharpings neueste Verspätung

Berlin (taz) – Nicht nur die Lottogesellschaften locken mit Millionen, auch Rudolf Scharping entdeckt den Reiz des Geldes. Der SPD-Chef will, wenn er ins Kanzleramt einziehen darf, einen „Innovationspreis“ von 50 Millionen Mark an den Autobauer überweisen, der als erster 25.000 (oder 50.000) Wagen mit einem Verbrauch von unter fünf Litern verkauft hat. Das kündigte Scharping Mittwoch abend in der ARD an.

Der Preis ist so gut wie vergeben, jetzt müssen nur noch die WählerInnen mitziehen. Der Golf CL TDI von VW mit 90 Pferdestärken bringt es im Drittelmix auf 4,9 Liter für 100 Kilometer. 27.000mal wurde der TDI in den ersten sieben Monaten dieses Jahres verkauft. Auch der Golf Ecomatic verbraucht weniger als fünf Liter, verkauft sich aber nicht so gut. Hält der Kandidat als Kanzler sein Versprechen, füllen sich alsbald die Wolfsburger Firmenkassen. Das Nachsehen hätten all die Autokonzerne, die ihre Spar-Varianten allzu zögerlich auf den Markt bringen. So hat Renault schon vor sieben Jahren den Prototypen Vesta vorgestellt, der weniger als drei Liter Benzin im Drittelmix frißt. Auch das Mercedes- Sparmobil, für 1995 angekündigt, kommt zu spät. Keine Chance im Rennen um die Millionen hätte BMW, dessen Z 13 immer noch sechs bis sieben Liter schluckt. Als sonderlich umweltfreundlich gilt indes auch der Golf CL TDI nicht: in der Umweltliste des VCD (Verkehrsclub Deutschland) erreichte er nur einen mittleren Platz. Lorenz Redicker