Gefälle ausgeglichen

■ Erster Tarifvertrag mit gleichen Einkommen für Ost und West

Berlin (taz) – Premiere in der deutschen Wirtschaft: Vom 1. September an haben die rund 3.500 Arbeitnehmer in den Betrieben des „Industrieverbands Heizung Klima Sanitär Berlin“ in Ost und West den Anspruch auf gleiche Löhne und gleiche Arbeitsbedingungen.

„Meines Wissens ist dies der erste Tarifvertrag, der für die Beschäftigten in Ost und West sowohl gleiche Löhne als auch gleiche Arbeitsbedingungen garantiert“, sagte der Tarifsekretär Handwerk in der IG Metall Berlin, Siegfried Stirba, gestern gegenüber der taz. Durch die Angleichung bekommen die Beschäftigten im Ostteil der Stadt rund 15 Prozent mehr Lohn. Im Gegenzug verzichten die Arbeiter und Angestellten im Westteil Berlins auf eine anstehende Erhöhung ihrer Einkommen und fahren bis zum 31. März 1995 eine „Nullrunde“.

Im Tarifvertrag wurde auch vereinbart, daß die Arbeitszeit im Ostteil der Stadt bereits zum 1. September auf 37 Stunden verkürzt wird. Der Jahresurlaub für die Ost-Beschäftigten wurde auf 30 Tage verlängert.

Die einheitliche Gestaltung der tariflichen Bedingungen konnte bei den Arbeitgebern und West- Kollegen mit dem Argument durchgesetzt werden, „daß dann über die unterschiedlichen Personalkosten keine Konkurrenz mehr ausgetragen werden kann“, so Stirba. Die Ost-Betriebe im boomenden Heizungs-Klima-Sanitär- Handwerk konnten bislang im Westteil ihre Dienste billiger anbieten. BD