Kutips (Extended Musikfest-Megamix)

Die Trompetentage brummen schon, die Herbstakademie steht vor der Tür – bevor nun noch das Bremer Musikfest losgeht, am Sonntag nämlich, sei zuvor auf die kleinen, nicht weniger erbaulichen Kulturtermine dieses Wochenendes hingewiesen.

Wind und Wetter zum Trotz, ladet eine Initiative der Hochschule für Künste nochmals zum „Open Air“ – diesmal zugunsten der „Hilfe für Ruanda“. Am Samstag, 3.9., wird ab 16 Uhr vollstes Programm versprochen. Die allseits bekannte Rambasambatruppe „Confusao“ ist dabei, dto. die Musikgruppen „Covent Garden“, „Mokolè“ oder auch „Slaughterlord“. (Dechanatstr. 13/15).

Die Kunst Hüben wie Drüben stellt sich ebenfalls ab Samstag in der Städtischen Galerie zum Vergleich dar. Die Ausstellung „Eins-Zwei-Drei“ bietet „18 sehr differenzierte Positionen“ aus dem Osten und Westen auf und somit einen Blick aufs gesamtdeutsche Kunstgeschehen. Beteiligt sind Stipendiaten aus Künstlerhäusern in Leipzig, Schloß Wiepersdorf und Worpswede. Eröffnung um 19 Uhr (Buntentorsteinweg 112).

„Der Rock'n'Roll-Desperado aus Münster“ kündigt sich dann um 21 Uhr im Lagerhaus an: Roger Trash. Das alte Rauhbein ist, dem Zug der Vögel folgend, inzwischen bei rein akustischem Klampf- und Klapperinstrumentarium angelangt: Mit Violine, Gitarre, Trommel und Gesang erzählt Herr Trash samt Begleittrio uns heuer seine romantisch-wilden Geschichten (Schildstr. 12).

„Was sollten Sie schon anfangen mit Beschreibungen wie: ,spastischer Zahnarzt hält seine Patienten mit Motorsäge auf Trab'?“ – fragt der Pressedienst der Angestelltenkammer. Schwer beschreiblich ist nämlich, was der Australier Rob Spence auf der Bühne bietet. Deshalb lassen wir's lieber und schicken das geneigte Publikum gleich direkt nach Bremerhaven ins Capitol, wo Spence mit seiner überdrehten „One Man Comedy Madness Show“ am Samstagabend gastiert; um 20.30 Uhr legt der Zahnarzt los (Hafenstr. 156, BHV)

Dann aber! Geht das Bremer Musikfest in die Vollen. Ab Sonntag, 4.9., rauscht das Fest (Untertitel: „Gegen den Strom – vor dem Trend“) vier Wochen lang über verschiedene Bühnen an teils recht merkwürdigen Orten in der Stadt. So beginnt das Festival am Sonntagabend, 20.15 Uhr, denn auch gleich im „Eduscho-Terminal im Europahafen“. Mit schwerer Ladung: Das Pittsburgh Symphony Orchestra spielt, Lorin Maazel dirigiert und Prokofjev nebst Ravel geben die Musik. „Mit der fünften Symphonie“, schrieb Prokofjev über sein Werk, „wollte ich ein Lied auf den freien und glücklichen Menschen anstimmen, seine schöpferischen Kräfte seinen Adel, seine innere Reinheit.“ Deutsche Spätromantik und die Sprache der romantischen russischen Symphonik sind hier miteinander zu einem eigenwilligen Stil verschmolzen. Und Ravel? Leiht dem Orchester, es soll ja schließlich auch ein wenig festlich knallen, seinen „Bolero“.

Und sonst? Am Mittwoch, 7.9., z.B. geht das Musikfest zur Kirche. In „Unser Lieben Frauen“ gastiert das „Amsterdam Baroque Orchestra“ unter Dirigent Tom Koopman; gegeben werden Haydn und Mozart. Damit setzt das Musikfest seine Bemühungen fort, die Konzerte an der Aufführungspraxis ihrer Entstehungszeit zu orientieren: Die Amsterdamer sind auf Barockinstrumente und historische Aufführungspraxis spezialisiert.

Gleiches Stilbewußtsein prägt auch die Konzerte der „Musica Petropolitana“. Das Ensemble bietet am Donnerstag, 8.9., „Hofmusik in St. Petersburg“, in der Zionskirche Worpswede – auf Cembalo, Traversflöte, Barockvioline und -cello werden exquisite Beispiele aus dem regen Musikleben des St. Petersburg des 18. Jahrhunderts geboten. taz