Ganz viel Getreide

■ Trotzdem kein billiges Brot

Bonn (epd) – Die deutschen Landwirte haben trotz ungünstiger Witterung in diesem Jahr mehr Getreide geerntet. Für 1994 sei mit einer Getreideernte von 36,2 Millionen Tonnen zu rechnen, teilte Landwirtschaftsminister Jochen Borchert (CDU) gestern in Bonn mit. Dies sind zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Regional seien die Ernteerträge jedoch unterschiedlich. Die Qualität könne überwiegend als gut bis sehr gut bewertet werden.

Aus der Übersicht des Landwirtschaftsministeriums ergibt sich, daß in den neuen Ländern 11,6 Millionen Tonnen Getreide eingefahren wurden. Das entspricht einem Zuwachs um 9,3 Prozent. Im alten Bundesgebiet blieb das Ernteergebnis mit 24,7 Millionen Tonnen um 1,2 Prozent unter dem Vorjahresresultat. Der Hektarertrag stieg um 1,4 Prozent auf knapp 58 Doppelzentner.

Die Flächenerträge in den neuen Ländern verbesserten sich um acht Prozent auf 55,5 Doppelzentner je Hektar. So kletterte der Hektarertrag in Brandenburg gegenüber dem Vorjahr um 17 und in Sachsen-Anhalt um 20 Prozent. Damit verringerte sich erneut der Abstand zwischen den Hektarerträgen der ost- und westdeutschen Landwirte. Insgesamt nahm die Anbaufläche trotz Flächenstillegungen geringfügig auf 6,2 Millionen Hektar zu.

Die europäische Getreideernte 1994 wird laut Borchert mit 162,4 Millionen Tonnen um mehr als zwei Prozent hinter dem Vorjahresniveau bleiben. Weltweit sei ein Volumen von 1,94 Milliarden Tonnen zu erwarten, 56 Millionen Tonnen mehr als im Vorjahr.

Zur Versorgungssituation erklärte der Minister, weiterhin stünden Lebensmittel mit hoher Qualität preisgünstig zur Verfügung. Bei Saisonprodukten wie Kartoffeln, Gemüse und Obst könne es wegen geringerer Erträge aufgrund der Hitzeperiode zu Preiserhöhungen kommen. Die Vorräte der EU betragen den Angaben zufolge 18 Millionen Tonnen. Als falsch bezeichnete Borchert das Vorhaben der Europäischen Kommission, aus diesen Interventionsbeständen rund 1,6 Millionen Tonnen zum Verkauf anzubieten. Dabei handele es sich um einen voreiligen Markteingriff, der als Signal zur Preissenkung wirke.