Von Uniformen und Dosensuppen

■ Eine Ausstellung zum Abschied der Alliierten in Berlin

Berlin (taz) – Die Westmächte gehen, Dinge und ihre Geschichte bleiben. Panzer und Uniformen, Marschgepäck, Kasernenbetten, britische Briefkästen und amerikanische Dosensuppen. Noch steckt das Alliierten-Museum, das an die militärische und politische Nachkriegsgeschichte Berlins erinnern will, in der Gründungsphase; doch pünktlich zum endgültigen Abschied der Westtruppen zeigt es bereits eine Ausstellung: „Mehr als ein Koffer bleibt“. Ab morgen läßt sich ein Teil dessen betrachten, was Briten, Franzosen und Amerikaner hinterlassen haben.

Für die Sowjets ist nicht mal ein Katzentisch vorgesehen. Was fast fünzig Jahre geteilt war, wird auch in der Erinnerung nicht zusammenkommen. Die Russen sollen ihr eigenes Museum in Berlin- Karlshorst bekommen. Das ist ihnen recht – behauptet zumindest Christoph Stölzl, Generaldirektor des Deutschen Historischen Museums, das das Alliierten-Museum im Auftrag der Bundesrepublik und des Landes Berlin aufbaut. „Karlshorst“, sagt Stölzl, „ist der authentische historische Ort“, für die Russen. So wie es das Ausstellungsgelände in Berlin-Zehlendorf – dort lag das Zentrum des zivilen Lebens der amerikanischen Soldaten – für die Westalliierten sei.

Da steht auf dem Freigelände vor dem ehemaligen Kino „Outpost“ ein Container herum: „Checkpoint Charlie“. Von 1986 bis 1990 tat er in Kreuzberg Dienst. Jetzt ist das ehemalige Wachhäuschen am Übergang in den Ostsektor ein „Objekt“, eines der großen in der Ausstellung. So wie der dienstälteste amerikanische Hubschrauber „Spirit of Steinstücken“; Bill Clinton durfte er noch bei seinem Berlin-Besuch befördern, kurz danach landete er für immer auf dem Ausstellungsgelände.

Im ehemaligen Kinosaal sind die Gegenstände ordentlich nach Herkunft getrennt, je eine Sektion für die Amerikaner, Briten und Franzosen. Den historischen Rahmen umreißt eine Dokumentation zur Geschichte der Westmächte in Berlin. „Der Überbringer dieser Nachricht ist ein britischer Soldat und Mitglied der Vereinten Nationen. Seid gut zu ihm, schützt ihn vor Schaden, und helft ihm zu der nächsten Alliierteneinheit zurückzukehren.“ In sechs Sprachen trugen britische Soldaten nach dem Krieg diese Notiz mit sich herum – falls sie irgendwo im besetzten Deutschland verlorengingen. Doch die Ausstellung will sich nicht auf Militärisches beschränken. Auch das Leben der Gemeinden soll gezeigt werden, zu dem die Berliner keinen Zugang hatten. Also steuerte eine amerikanische Offiziersfrau ihr Preßblumenalbum bei: „Germans call it ,Stiefmütterchen‘“ ist unter einer matten Pflanze vermerkt. Und von den Franzosen finden sich Stapel der Gazetta de Berlin, Perrierflaschen und einige ihrer hübsch blauen Straßenschilder, die sie in ihrem Bezirk angebracht hatten.

6.000 amerikanische, 3.500 britische und knapp 3.000 französische Militärs lebten seite Ende des Krieges in Berlin. „Ich geh' mit gemischten Gefühlen“, sagt der einzige lebende Zeuge in der Ausstellung, ein US-Soldat. Er habe sich ganz schön an Deutschland gewöhnt. Bascha Mika