Hier geht's um die Wurst – um die Bockwurst

■ Die Lichtenrader Dackelranch veranstaltete am Sonntag ihr 17. Dackelrennen

Mit weithin hörbarem Gefiepse, Gebell und Gejaule begann am Sonntag das 17. Lichtenrader Dackelrennen, zu dem der Verein „Freunde der Dackelranch e.V.“ (FDL) geladen hatte. Punkt zehn Uhr begann das traditionelle Rennen mit Rauhhaardackel Charly, der in der Klasse „Offener Normalschlag“ für die Altersgruppe von 15 Monaten bis sieben Jahre an den Start ging. „Achtung, fertig, los!“ Herrchen und Frauchen vorneweg, sauste der durchtrainierte Vierbeiner über die 50-Meter-Distanz, als hätte er sein Leben lang nichts anderes getan. Eine Leistung, die auch den voranrennenden Hundebesitzern einiges abverlangte, denn immerhin schafft ein Dackel die 50 Meter im Durchschnitt unter neun Sekunden.

Der zweite Lauf im ersten Durchgang wurde von der Langhaarteckelin Emma bestritten, die mit raushängender Zunge und wehenden Ohren wie ein geölter Blitz an den hinter Kunststoffleitplanken aufgereihten Zuschauern vorbeiflitzte. Tosender Beifall auch für Flocke, die sich beim dritten Lauf im ersten Rennen fast zu überschlagen drohte. Es folgten Momo, Lumpi und Lisa, die je nach Veranlagung durch Mit- oder Vorlaufen, Ballwerfen oder aber Locken von der Ziellinie aus angespornt werden durften. Lediglich das Locken mit Futter war untersagt. Aber eines derartigen Dopings bedurfte es ohnehin nicht. Die rasenden Kurz-, Lang- und Rauhhaardackel schienen durchweg die Bedeutung der Stunde erkannt zu haben. Rauhhaarrüde Henry war im ersten Durchgang vom Wettkampfgedanken allerdings nicht sonderlich beeindruckt. Nachdem er ein Drittel der Strecke in lockerem Trab hinter sich gebracht hatte, blieb er stehen, guckte wie beifallheischend um sich und genoß mit einem trockenen „Wuffwuff“ schwanzwedelnd die Sympathie des Publikums, was eine Besucherin zu der Bemerkung veranlaßte, daß alle Männer gleich seien.

Doch ansonsten konnte nur menschliches Versagen den sportlichen Eifer der Vierbeiner bremsen. Stupsi, die zweieinhalbjährige Langhaardackeldame, die in der „Offenen Klasse Zwerge“ angetreten war, folgte Frauchen Höötmann. Als diese zehn Meter vor der Zielgeraden strauchelte und zu Fall kam, hockte sich Stupsi auf die Hinterläufe und wartete ab, bis Frauchen sich wieder aufgerappelt hatte. Die Rennleitung annullierte den Lauf, um Frau und Hund eine zweite Chance zu geben. Schließlich ging es im wahrsten Sinne des Wortes um die Wurst. „Jeder, der über die Ziellinie geht, egal ob Sieger oder nicht, kriegt eine Urkunde und eine Bockwurst“, erklärte Herbert Hohnhold, der Vorsitzende des FDL. „Darauf stehen sie ganz besonders. Wenn sie einem Dackel ein Medikament geben müssen, verpacken sie es in eine Bock- oder Leberwurst. Das klappt immer.“ Der 63jährige weiß, was Dackel mögen. Schließlich ist er selbst Besitzer von zwei hochwohlgeborenen Zwergrauhhaardackeln, deren Namen ein durchschnittliches europäisches Adelsgeschlecht vor Neid erblassen lassen können: Bubi von Böken, genannt Bonny, und Anja aus dem Hause Hohenholden, die wiederum von einem preisgekrönten Zwergrauhhaardackelschönling abstammt.

Seit acht Jahren führt Hohnhold den Vorsitz der seit 19 Jahren existierenden Dackelranch. Die Freizeitanlage, in der die Tierchen an den Wochenenden unbeaufsichtigt rumtollen können, unterhält auch eine Schule in der nach Auskunft von Vierbeinern Herrchen und Frauchen auf allen Vieren auf dem Rasen rumkrabbeln, um ihnen so ulkige Sachen wie „Sitz!“ oder „Platz!“ beizubringen. Jährlicher Höhepunkt der Ranch ist jedoch das Dackelrennen, das erste und einzige dieser Art in Berlin. Siegerin beim diesjährigen Rennen: Stupsi. Die Zwerglanghaardackeldame lief die 50 Meter in 6,4 Sekunden. Peter Lerch