Abhetzen für Deutschland

■ Politiker wärmen sich für die heiße Phase des Wahlkampfes auf: Parteientreffen allerorten

Dortmund/Nürnberg/München (taz) – In Dortmund wetzte Rudolf Scharping von Bühne zu Bühne, denn: „Der Wechsel hat einen Namen!“ In Nürnberg krempelte Klaus Kinkel die Ärmel hoch, denn: „Wir werden es schaffen!“ In München warnte Edmund Stoiber vor Selbstzufriedenheit, denn der „Salonbolschewismus“ drohe. Kein Zweifel: Es ist Wahlkampf in Deutschland. Und so riefen die Sozialdemokraten am Wochenende zu ihrem Deutschlandtreffen, die Freidemokraten und Christsozialen zu ihren Parteitagen.

Bei der SPD fand die Politik im Stadion statt. La-ola-Welle, Sprechchöre und Kampfgeist inbegriffen. Fünfunddreißigtausend SPD-Anhänger brachten Rudolf Scharping und sein Schattenteam zum zentralen Wahlkampfauftakt der SPD ins Dortmunder Westfalenstadion. Ein Heimspiel für die Genossen. Ihre Spitze präsentierte sich gestern aggressiv und entschlossen. Niemand, so Rudolf Scharping, dürfe sich jetzt von „Umfragen“ und dem Kohl-freundlichen „Medienkartell“ verrückt machen lassen: „Die werden sich noch wundern über die ungeheure Kraft der deutschen Sozialdemokratie.“ Und auch die Angriffe Helmut Kohls, die SPD habe in Magdeburg ihre Grundsätze verraten, wurden abgeschlagen: „eine erbärmliche Kampagne“. Ungewohnt locker verwies der Herausforderer auf die Qualitäten der neuen Führungstroika. Scharping, Schröder, Lafontaine – da sei „doch schon jeder einzelne besser als Kohl“. Dem konnte auch Altkanzler Helmut Schmidt nur zustimmen. Mit schneidender Schärfe dozierte er vor gefüllten Rängen über die Fehler der Vereinigung. Sein Fazit: Kohl wolle „nicht weniger als die Macht, aber auch nicht mehr als die Macht“. Seiten 4 und 10