Coffeeshops zu Versandhäusern

Rotterdam (taz) – Mit etwas Glück können Kiffer in den Niederlanden bald ihr Dope frei Haus geliefert bekommen – ein Resultat des immer heftiger werdenden Kleinkriegs zwischen Gemeinden und Coffeeshop-Besitzern. Denn immer mehr niederländische Gemeinden sind die „Überlast“ um die Coffeeshops in ihren Dörfern und Städten leid und entwerfen immer ausgefeiltere Kriterien, den Kiffermekkas den Garaus zu machen. Die Belastung für die Anwohner durch herumhängende, kiffende Touristen und lärmende Jugendliche werde zunehmend unerträglich, lautet das stereotype Argument der Bürgermeister.

Aber schon ist eine Lösung gefunden: Der Stadt Rotterdam steht jetzt der erste Haschisch- und Marihuana-Postversand ins Haus. „Damit schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe“, erklärte Ben Dronkers, Besitzer von drei Coffeeshops, der die regelmäßige Korrespondenz mit der Gemeinde leid ist, der Tageszeitung Algemeen Dagblad: „Es kommen weniger Leute in die Coffeeshops, und die, die außerhalb wohnen, müssen nicht mehr so weit fahren.“

Die Polizei hat bisher lediglich angekündigt, scharf beobachten zu wollen, ob Dronkers sich mit seinen Verkaufsmethoden an die Regeln der sogenannten „Duldungspolitik“ hält. Auch die niederländische Post PTT ist nach eigener Aussage „skeptisch“, ließ aber verlautbaren, bei 30 Millionen Päckchen am Tag sei es ihnen unmöglich, den Inhalt zu kontrollieren.

Die Gemeinde Rotterdam könnte ihrem findigen Coffeeshop-Besitzer eigentlich dankbar sein: Auf der Autobahn A 16 hat sie an der Stadtgrenze bereits Schilder aufgestellt: „Jeder Tourist ist willkommen – außer dem Drogentourist“. jgo