■ Soundcheck
: Wu-Tang Clan / Suicidal Tendencies

Gehört: Wu-Tang Clan: Gestern gab sich die versprengte In-Group der Hamburger HipHop Szene in der Markthalle ein obligatorisches Stelldichein, um die als nächstes großes Ding announcierten acht Jungs des Wu-Tang Clans bei ihrem Rededuell schnellzüngig zu unterstützen. Eine Stunde lang rappten die Kampfsport-besessenen Egomanen aus New York ihren Kabelwust mit Stücken der Debüt-Platte Enter The Wu-Tang heiß und ließen sich gerecht abfeiern. Dann sprangen die Hamburger Jungs mit auf den Zug, unter anderem Big Talk von STP. Trotzdem entstand etwas wie die Gemütlichkeit eines Bierkränzchens, man kennt sich und plaudert, Beleidigungen werden ausgetauscht und die High-Tech-Sneakers vorgeführt. Weniger cool waren die Braunschweiger Phase V, deren Selbstbewußtsein mit ihrer Anheizerrolle nicht fertig wurde. Die Enttäuschung über fehlende Ekstase des Publikums artikulierten sie derartig ungeschickt, daß man sich noch lange an die teutsche HipHop-Hoffnung wird.

Vera Schönfeld/Foto: JMS

Gehört: Suicidal Tendencies. Die Suicidal Tendencies begannen vor vielen Jahren mit klaren Einsichten: Wer nach seinen ersten beiden Lebensjahrzehnten immer noch nicht ins Gras gebissen hat, der mußte sich mit seinen Schneidezähnen tief in die Grundfesten des Kapitalismus graben. Er hat nicht viel gelernt, sondern ein paar Dinge immer wieder begreifen müssen. Seine besten Freunde wären kaum seine besten Freunde, wenn sie nicht, wie der Amerikaner sagt, einen Fick auf seine Chancen gäben. Nie hatte er die Zeit, ein Profilneurotiker zu werden wie der Mitteleuropäer. Denn im Survival-of-the-Igittest mußte er - vielleicht in der nächsten Sekunde! - einen unleidlicheren Charakter als sein Gegenüber beweisen. Die Traumata des Gegenüber mußte er erkennen und vermeintlich selbst ausleben, um davonzukommen.

So wurde er der getriebene „Taxi-Driver“, trat als asozialisierter, ehemaliger Vietnam-Kämpfer auf und gab den zur Notwehr in der U-Bahn bewaffneten Bernard Goetz. Der Sänger Mike Muir verbindet die drei auf Bühnen seit zehn Jahren zu einer Figur. Am Montag abend bezeichneten er und die restlichen austauschbaren Suicidal Tendencies ein weiteres Mal eine Schnittstelle von Speed- und Thrash Metal. Muir beherrscht wie 1984 das Werwolflechzen, eine Art Evil-Raunen und Power Rap. Als respektabel durchgeknallter Metaller grinste er wissend in die Gesichter von imaginären Truppen aus Gleichgesinnten. Nur die Armbewegungen „auf dem Weg zum Cockerismus“ (Martin Buck) zeigten, daß sich etwas geändert hat.

Kristof Schreuf