Kaptial steckt in AKWs

■ betr.: „Kampf gegen die Wind mühlen“, taz vom 29. 8. 94

Sehr lobenswert, daß die tageszeitung einen Artikel über Windenergienutzung immerhin in der Rubrik Wirtschaft und Umwelt veröffentlicht. Doch warum wird, wenn es dann ums Geld geht, nur von irgendwelchen Abschreibungsprojekten leicht ökoangehauchter Studienräte u. ä. gesprochen? Warum wird nicht einmal von denen gesprochen, deren Aufgabe es wäre, eine effektive Nutzung der Windenergie durchzusetzen? Von den großen, finanzstarken Stromversorgungsunternehmen. Sie hätten das Kapital, die Erfahrung und die politische Unterstützung, um diese Aufgabe zu erfüllen. Doch sie tun nichts!

Die neuen Windmühlen könnten nämlich sehr wohl eine ernsthafte Konkurrenz für die ach so profitablen Atomkraftwerke von RWE und Konsorten sein. Doch die wichtigste Aufgabe der deutschen Wirtschaftspolitik scheint es zu sein, diese Profite auch weiterhin zu sichern. [...] Die Windenergie kann in den nächsten Jahren einen Anteil an der gesamten Stromerzeugung von deutlich über einem Prozent erreichen! Doch dazu ist eine effektive Planung notwendig. Und die wird von den EVUs verhindert, weil sie das nicht zur Verfügung stellen, was man dazu braucht, was die EVUs aber lieber in die Profitsicherung ihrer AKWs stecken: Kapital. Und wenn die Landesregierung in Kiel einen planvollen Ausbau der Windenergie haben will, dann soll sie auch sagen, wie sie für die notwendige Umsetzung sorgen will. Wenn das notwendige Kapital der EVUs weiterhin in andere Sachen gesteckt wird, dann bleibt der Windenergieszene auch in Zukunft nichts anderes übrig, als in unzusammenhängenden Einzelprojekten zu planen. Eine für Umwelt und Stromversorgung effektive Nutzung der Windenergie würde dadurch aber unnötig erschwert. Gewonnen hätte mal wieder die Atomwirtschaft. Verloren hätten wir alle. Reginald Scholz, Aachen.