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Die Kreativität des Zusammenhangs

■ Sinn und Unsinn der Geheimwaffe Kosten-Nutzen-Analyse

Was bringt's, wenn der Staat eine Autobahn, eine Straßenbahnlinie oder ein Hafenbecken baut? Die Antwort „Löcher im Staatssäckel“ ist zwar allemal richtig, stellt die Herren Bau-, Wirtschafts- und Verkehrsminister aber selten zufrieden. Sie wollen nachprüfbare, objektive Kalkulationen, die ihre Taten rechtfertigen und den Griff in die Schatztruhen der SteuerzahlerInnen erlauben.

In den 70er Jahren entstand deshalb in den Denkstuben der Volkswirtschaftler ein Instrument, welches diesem dringenden Bedürfnis der bauwütigen öffentlichen Hand bestens entgegenkam. Die Rede ist von der geheimnisvollen „Kosten-Nutzen-Rechnung“, einem Verfahren, welches den nicht gerade kleinen Anspruch erhebt, die gesellschaftlichen Kosten und Nutzen öffentlicher Investitionsprojekte in Heller und Pfennig ausdrücken zu können. Damit niemand damit pfuscht, ist seine Anwendung inzwischen durch dicke Vorschriftenbände genauestens reglementiert.

Zur Freude der Gutachter und ihrer Auftraggeber nützen die Vorschriften jedoch herzlich wenig. Zwar definieren sie die Verfahren, nach denen bestimmte Nutzen auf D-Mark umgerechnet werden, der Phantasie auf der Jagd nach Nutzen- und Kostenfaktoren sind jedoch kaum Grenzen gesetzt.

Anders formuliert: Mit entsprechender Kreativität lassen sich für beinahe jedes Projekt Kosten- und Nutzenzusammenhänge herstellen, die dann das gewünschte Ergebnis liefern. Eine wunderschöne Demonstration der Kosten-Nutzen-Willkür liefert die Unzahl von Diplom- und Doktor-Arbeiten zu diesem Thema.

Seriöse Wissenschaftler raten denn heute auch vom Einsatz dieser Vielzweckwaffe ab, die allenfalls bei kleinen, überschaubaren Projekten und zum Vergleich von Alternativen unter genau festlegbaren Randbedingungen taugt. Die Herren Bau-, Verkehrs- und Wirtschaftsminister juckt das nicht: Der Boom der Kosten-Nutzen-Gutachten ist ungebrochen.

Florian Marten

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