Neonazi-Anwalt muß vor den Kadi

■ Jürgen Rieger soll faschistische Zeichen verwendet haben

Der Neonazi-Anwalt Jürgen Rieger muß sich heute vor dem Amtsgericht Blankenese wegen des Vorwurfs der „Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen“ verantworten. Rieger soll im tarnfarbenen Kampfanzug bei Barsbüttel in einem Militär-Kübelwagen herumgefahren sein, auf dem sich „SS“-Runen und Zeichen der 12. Panzerdivision „Hitlerjugend“ befunden haben.

Es ist der dritte Versuch, Rieger wegen dieses Vorfalls den Prozeß zu machen. Zunächst war die Anklage beim Amtsgericht Bergedorf wegen der Barsbüttel-Nähe eingereicht worden. Doch der Richter ließ sie wegen Formfehler nicht zu. Dann wandte sich die Staatsanwaltschaft ans Amtsgericht Blankenese - dem Wohnort Riegers. Doch vor wenigen Wochen platzte der Prozeß aus Termingründen. Doch heute wird Rieger wohl zum Verfahren erscheinen – nach taz-Informationen mit Body-Guards aus der militanten Neonazi-Szene.

Rieger ist selbst einer der Köpfe der Hamburger Neonaziszene. Er ist führendes Mitglied des „Norddeutschen Rings“ und verantwortlich für die Herausgabe der Zeitschrift „Nordische Zukunft“. Und er fungiert als einer der Organisatoren der Jungnaziaufmärsche (Viking-Jugend) anläßlich der jährlich stattfindenden „Hetendorfer Tagungswoche“.

Doch damit nicht genug: Jürgen Rieger ist zudem Vorsitzender der „Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung“ (GfbAEV), die den „biologischen Verrat“ bekämpft. Engster GfbAEV-Berater ist Christian Worch, Chef der militanten „Nationalen Liste“ und führend in der Neofaschisten-Szene. Überdies ist Rieger leitendes Mitglied der „Nationalen Front“. Obwohl er aus seinen faschistischen Auffassungen selbst im Gerichtssaal keinen Hehl macht, konnte er bislang ungehindert seinem Beruf nachgehen. Wird er jetzt verurteilt, könnte es ihm allerdings nun standesrechtlich an den Kragen gehen.

Peter Müller