Von Bäckerfett und Autolack

■ GALA und BIWAC: Zwei Verfahrens- Technik-Kongresse an der Bremer Uni

Man nehme: einen Computer, Software im Wert von 200.000 Mark, die Formeln für Salz und ein Additiv, rühre ein bißchen mit der Mouse in System - und man erhält Salzkörnchen in Kugelform, innen hohl. Zumindest auf dem Bildschirm. Wer braucht sowas? Afrikanische Salzproduzenten; Salz wird dort nämlich nach Volumen bezahlt.

Diese Küche gehört zur Uni, genauer zum Fachgebiet Verfahrenstechnik. Verfahrenstechnik, so spotten angrenzende Forscher, ist Küchentechnologie. Ein Kapitel aus dem Kochbuch ist in dieser Woche Gegenstand einer Konferenz: Der vierte „Bremen International Workshop for Industrial Crystallisation“ (BIWAC) versammelt heute und morgen internationale Kristallfachleute an der Uni.

Technische Kristallisation kümmert sich zum Beispiel darum, daß Dünger so fein ist, daß er streufähig ist, aber auch so grob, daß er nicht auf den Acker des Nachbarn fliegt. Wenn bei gleichen Zutaten die teure Schokolade schmeckt und die billige nicht, liegt das genauso an der Struktur der Kristalle wie beim Milchfett, das der Bäcker in anderer Kristallform braucht als der Eismann. Außerdem „schreit der Markt“, wie Dr. Ulrich (Bremen) weiß, nach hochreinen Substanzen. Kristalltechnologen stellen 99,99 % reinen Rohstoff für die Nylonproduktion her (Destillation bringt nur läppische 99,5 %).

Die Mittelchen oder „Additive“ machen's möglich. Ulrich als Sprecher des BIWIC ist dabei unbedingt von den energiesparenden und umweltfreundlichen Effekten dieser Produkte überzeugt. Energieaufwendige Filterverfahren könnten eingespart, teures Material gezielter eingesetzt werden.

Gestern zuende gegangen ist ein weiterer Bremer Kongreß aus dem Bereich der Verfahrenstechnik: Vom 5. bis 7. tagte die GALA, die Deutsche Gesellschaft für Laser-Anemometrie. 150 InteressentInnen nahmen teil, um sich über den Stand dieser für die Erforschung von Strömungsvorgängen unabdingbaren Meßtechnik auszutauschen. Der Laser mißt, ohne die Strömung zu beeinflussen.

Bremen tut sich besonders auf dem Gebiet der Optimierung von Autolackieranlagen hervor und hat sich auf einen folgenreichen Nebenaspekt geworfen: Die Modetorheit „Metallic-Lack“ beim PKW-Bau führt dazu, daß das gängige Spritzverfahren, das 90 % des Lacks auf die Karosserie bringt, scheitert. Bei Metallic-Lack gehen 50 % der Farbe daneben. Mithilfe der Lasertechnik kann man die Zerstäubungsvorgänge sichtbar machen und die Bewegung der Tropfen versuchen unter Kontrolle zu bringen. Nach Bremer Berechnungen verbesserte Lackieraggregate werden industriell schon eingesetzt, doch das grundsätzliche Problem ist zäher, als man bisher dachte. Der begehrte „Flip-Flop-Effekt“, das ach so schöne Schillern des Metallic-Lacks, gelingt immer noch nur mit dem verlustreichen „Druckluftverfahren“. BuS