SPD-intern: Mehr als einer lügt

■ Untersuchungsausschuß stochert weiter im Bremerhavener Filz / Gegenüberstellung von SPD-Chef Breuer und Stadthallen-Chef Krams

Siegfried Breuer, Unterbezirksvorsitzender der SPD in Bremerhaven, und Hans-Jürgen Krams, SPD-Mitglied und Geschäftsführer der Bremerhavener Stadthalle gucken sich noch nicht einmal mehr von der Seite an. Das war die einzige Neuigkeit, die der Parlamentarische Untersuchungsausschuß gestern bei einer persönlichen Gegenüberstellung der beiden Hauptkontrahenten der Bremerhavener Stadthallen-Affaire ermitteln konnte. Ansonsten blieben beide Männer bei ihren jeweiligen Versionen des entscheidenden Vier-Augen-Gesprächs, die sich diametral widersprechen.

Während sich Krams sicher ist, daß ihn Breuer mit dem Hinweis auf die anstehende Verlängerung seines Geschäftsführervertrags und die Protektion des Oberbürgermeisters Karl Willms dazu nötigen wollte, eine „Stelle im gehobenen Bereich“ für den SPD-Chef zu schaffen, weiß Breuer ganz genau, daß es umgekehrt Krams war, der ihm von sich aus „euphorisch begeistert“ eine solche Stelle angeboten habe. Einig waren sich Krams und Breuer gestern wiederum nur in einer einzigen Frage: Das besagte Gespräch habe tatsächlich stattgefunden, und zwar am Freitag, den 2. Februar 1993. Doch noch nicht einmal das ist wahr. Der stellvertretende Ausschußvorsitzende Wilfried Töpfer (SPD) stellte gestern fest: „Der 2. Februar 1993 war ein Dienstag.“

Mindestens einen weiteren Lügner gibt es auch in der Dreiergruppe aus dem Bremerhavener Wirtschafts-Stadtrat Werner Lenz (SPD), dem Geschäftsführer der dortigen Fischereihafen-Betriebsgesellschaft Reinhard Meiners und dem Regierungsdirektor beim Finanzsenator Berhard Günthert. Denn während Meiners und Günthert vor dem Untersuchungsausschuß versicherten, sie wüßten nichts davon, daß sich OB Willms für die Besetzung der Geschäftsführerposition beim Arbeitsförderungszentrum (AFZ) mit Siegfried Breuer eingesetzt habe, präsentierte Lenz gestern eine Telefonnotiz vom 21. Januar 1994. In einem Gespräch habe ihm an diesem Tag Reinhard Meiners versichert, Bernhard Günthert habe ihm Anfang 1993 mitgeteilt, daß sich OB Willms persönlich bei ihm für Breuer als AFZ-Geschäftsführer verwendet habe.

Angesichts all dieser Ungereimtheiten hatte Werner Lenz gestern einen Vorschlag für den Untersuchungsausschuß: „Vielleicht sollten Sie einmal alle Beteiligten zu einer Gegenüberstellung einladen und unter Eide nehmen. Dann muß sich die Staatsanwaltschaft mit der Frage beschäftigen, wer hier lügt.“ Ase