Nur echt vom Schotten-Schaf

■ Tweed und Seide, Wolle und Leinen – Naturstoffe liegen modisch voll im Trend

Kretonne, Sailcloth, Glasbatist, Madopolan, Popeline, Tweed – wissen Sie, in was Sie gerade eingehüllt sind? In eine normale Jeans? Also eine Blue Denim-Baumwolle. Vielleicht brushed- oder scrubbed-Denim, die pre-washed, sand-washed oder mill-washed ist? Eventuell auch doublefaced-fade-out? Das wissen Sie nicht? Sie haben eine Katze im Sack gekauft, womöglich im Plastik-Sack.

Das wäre nicht weiter schlimm, aber Sie haben wahrscheinlich für teures Geld einen Ladenhüter erstanden. Der Trend weist nämlich in eine andere Richtung. Wie im Lebensmittelbereich muß auch die Textilbranche zunehmend auf das Bedürfnis der Verbraucher reagieren, Kleidungsstücke zu kaufen, deren Herkunft nicht im Verborgenen liegt. Erkennbare Materialien, deren Ursprünge faßbar sind in Form von Baumwollpflanzen, Wollschafen oder Flachsgräsern, korrellieren mit dem Verlangen, bedachtsam mit der eigenen Person und dem vorhandenen Lebensraum umzugehen. Da bleibt der Blick auf traditionelle Herstellungsarten verheißungsvoll. Die Experimentierlust mit Dralon, Nylon, Nyltest und Polyester ist dahin.

Naturmaterial heißt statt dessen die Devise, die/der Modebewußte kleidet sich in Seide, Wolle oder Tweed. Wobei hier ein kurzer Blick auf das Etikett ebenfalls nicht viel aussagt. Tweed heißt heute schon beinahe jeder Stoff, für den man keinen anderen Namen weiß. Früher war man da genauer: Tweed, das waren ausschließlich handwebartige Stoffe, die in einer anderen Bindung als Tuch gewebt waren.

Das gleiche gilt für Wolle. Ehedem ein pures Produkt aus Baumwolle oder Schafschur, ist heute alles wollig, was sich irgendwie aufwickeln läßt. Mit dem wachsenden Bewußtsein der Verbraucher wächst nicht nur der Ärger über diese Begriffserweiterung, sondern auch die Zahl der Pioniere, die diese Marktlücke füllen.

Die Firma „demeter“ z.B. hat eine eigene Produktion an Schafwolle begonnen, die unter streng ökologischen Kriterien die Schafzucht überwacht und auf die Behandlung der Wolle, die bereits am lebenden Tier beginnt (Wäsche mit Desinfektionsmitteln etc.), verzichtet. In der Stoffherstellung läßt sich Vergleichbares bei Tweed in der Produktion von Harris Tweed erkennen. In uralter Tradition wird die Wolle auf den schottischen Hebriden pflanzengefärbt, gewalkt und gewebt. Da weiß man, was man hat, wenn man sich was Schönes gönnen möchte. Oder man geht in Hamburg in einen der kleinen Läden zu den Pionieren und bestellt sich einen selbstgewebten Stoff nach eigenem Geschmack.

Den kann man dann zwar nicht wie Jeans und Turnschuhe in die Waschmaschine stecken – aber vielleicht gibt es ja bald wieder für jeden Haushalt eine Waschfrau. Elsa Freese

Termine der nächsten Modenschauen: 14.9., 20.30 Uhr, „Mode nach Maß“, Alstertal Einkaufszentrum; 15.9., 20.30 Uhr, „Imago“, Mode-Messe im Derby-Rennpark; 24.9., 20 Uhr, „Galaxy“-Fashion-Show, Galerie im DG HYP Wintergarten, Gertrudenstraße 3.