Glaubensfrage Altenwerder

■ SPD sagt ja und Amen, Statt Partei verteilt Weihrauch, die GAL weigert sich zu konvertieren / Gottesdienst beginnt Montag Von Uli Exner

Bekenntnis: Ich glaube an die Notwendigkeit der Hafenerweiterung, die der Senat vorantreiben möge. Vorgetragen gestern im Rathaus von der SPD-Fraktion.

Bekenntnis: Ich glaube an den Hafen als wirtschaftliche Lebensader unserer Stadt. Um sie pulsieren zu lassen, wird Altenwerder benötigt. Aufgesetzt gestern im Fraktionsbüro der Statt Partei.

Bekenntnis: Die Hafenerweiterung in Altenwerder ist nicht notwendig. Vorgetragen gestern im Rathaus von der GAL-Fraktion.

Verwirrung: Was soll mensch nun glauben? Woran orientieren? Vielleicht an den Fakten? Die SPD-Fraktion trug gestern folgende vor:

-Hafenerweiterung schafft Arbeitsplätze. Wieviele? Das konnten die beiden Abgeordneten Peter Zumkley und Heidemarie Scherweit-Müller nicht beantworten: „Wir glauben, daß dort Arbeitsplätze entstehen“. Welche? „Einfache Arbeitsplätze und qualifizierte.“ Beim Auspacken der Container und beim Einpacken.

-Die Hafenerweiterung ist in Altenwerder mit geschätzten 580 Millionen Mark billiger als am Alternativstandort Petroleumhafen/Dradenau. Ob darin schon die bisher angefallenen Altenwerder-Kosten enthalten sind? „Ja“, versichern die beiden und widersprechen damit allen bisherigen Angaben der Wirtschaftsbehörde.

-Die Kosten-Nutzen-“Betrachtung“ des von der Wirtschaftsbehörde beauftragten Planco-Instituts ist für Altenwerder positiv. Warum nicht eine detaillierte – und allein sinnvolle – Kosten-Nutzen-“Rechnung“ in Auftrag gegeben wurde? Schulterzucken.

Steht ja auch nicht drin in jenem von den beiden Abgeordneten vorgelegten Statement, das die Altenwerder-Fans im Amt für Strom und Hafenbau für die SPD angefertigt haben. Dessen Fazit: Wegen der zunehmenden Containerisierung sei „eine Hafenerweiterung in Altenwerder dringlich geboten“.

Eine Einschätzung, die auch Rotraut Meyer-Verheyen vertritt. Im Gegensatz zu den SPD-Abgeordneten glaubt sie auch schon zu wissen, wieviele Arbeitsplätze durch die Hafenerweiterung entstehen werden – 10.000 nämlich: „Einfachere Tätigkeiten im Umschlagbereich sowie hochspezialisierte Arbeitsplätze zur EDV-gestützten Distribution und Spedition“.

Ein Vaterunser, das Krista Sager, Helmut Deeke und Alexander Porschke nicht nachsprechen wollen. „Niemand kann im Ernst behaupten“, so die drei GALier, „daß durch die Hafenerweiterung 10.000 Arbeitsplätze geschaffen werden.“ Man müsse froh sein, wenn die derzeit noch 40.000 vom Containerumschlag abhängigen Arbeitsplätze trotz Rationalisierung erhalten blieben. Unabhängig von Altenwerder.

Grünes Credo: „Das jetzige Hafennutzungsgebiet bietet noch genug Möglichkeiten, die Anforderungen aus dem wachsenden Containerumschlag zu erfüllen. Und zwar durch:

-Intensivere Nutzung bestehender Hafenflächen, verbunden mit einer Verteuerung der Hafenmieten.

-Schrittweisen Ausbau der Hafenflächen Petroleumhafen/Dradenau. Teurer, aber umweltverträglicher und flächenschonender.

-Auslagerung des Stückgutumschlags nach Brunsbüttel.

Die bringen derzeit gerade mal 2,50 bis 5 Mark pro Quadratmeter in die Stadtkasse und halten die Unternehmen so zur Flächenverschleuderung an. Amen.

Der Altar jedenfalls ist gerichtet. In der Harburger Friedrich-Ebert-Halle beginnt am Montag das Anhörungsverfahren für die rund 9000 Einwendungen gegen die Hafenerweiterung. Eine Messe, deren Ergebnis aus Sicht der GAL schon jetzt feststeht, da sie vom Amt für Strom- und Hafenbau – zugleich Antragsteller, Anhörungs- und Genehmigungsbehörde – gelesen wird.