Die ganze Kinowoche... ...alle Filme, alle Termine

Balagan Deutschland 1993, R: Andres Veiel, unter Verwendung von Ausschnitten aus dem Theaterstück „Arbeit macht frei vom Toitland Europa“ von David Maayan und Schauspielern des Theaterzentrums Akko, Israel; D: Madi Smadar Maayan, Khaled Abu Ali, Moni Yosef, David Maayan, Miri Zemnach; 95 min.

Der provozierende Dokumentarfilm porträtiert drei Schauspieler einer israelischen Theatergruppe, ihren Alltag, ihre politischen Ansichten, ihre bekannteste Produktion, das fünfstündige KZ-Stück „Arbeit macht frei“. Ihr vehementer Protest gegen den Holocaust-Kult der Berufsüberlebenden macht deutschen ZuschauerInnen schmerzhaft klar, daß es Dokumente vergleichbar radikaler Fragen der zweiten an die erste Generation hier nicht gibt.“ („Sehenswert!“ tippt tip, die Berliner Stadtillustrierte) Kino 46

The Crow – die Krähe USA 1994, R: Alex Proyas, D: Brandon Lee, Ernie Hudson

Und ewig prasselt der Regen, ewig schön pladdert er auf die pittoreske Stadtkulisse hernieder, in der sich gleichfalls schön zerfurchte Menschen herumschlagen. So aber ist der ganze, schöne Film: Bild um wunderhübsches Bild wird hier den Zuschauern um die Augen geschlagen – jedes einzelne so clever, so effektvoll stilisiert, daß sämtliche Charaktere zu Comicfiguren der dämlichsten Sorte erstarrt sind. Was hier als schicker „Trash“ für ein vermutlich trendbewußtes Teenie- und Twenpublikum verhökert werden soll, ist genau das: Trash, Müll – Altmetall statt Heavy Metal. UT-Kino und Ufa-Stern

Däumeline USA 1993, R: Don Bluth

„Mit süßer Stimme singet Däumelinchen, nicht wissend, daß draußen eine Elfe in Form des Elfenprinzen Cornelius vorbeischnattert. Nächsten Tag sehen sie sich, ein Wort gibt das andere, und hast du nicht gesehen wird geherzelt & geküßt, daß es eine Lust ist.“ (taz) UT-Kino

Des Kaisers neue Kleider Deutschland, 1993, R: Juray Herz, D: Harald Juhnke u.a.

„Das Märchen als Parabel über den Opportunismus der Gegenwart geht nicht auf. Am Schluß fährt die arme Frau, die mit dem Kind ins Arbeitshaus kam und an Entkräftung fast starb, in einer Kutsche mit dem Hofschneider und dem herausgeputzten Straßenjungen in eine neue glückliche Zukunft, während der Kaiser die Kleidersteuern dem Volk zurückerstattet. Auf etwas Ähnliches darf eine heutige alleinerziehende Mutter und Sozialempfängerin wohl nicht hoffen.“ (epd) Ufa-Palast

Dream On GB 1991, engl. Originalfassung, 115 min

Peggy O'Rourke kommt ihren verkniffenen Sohn Bert besuchen, der irgendwo im Nordosten Englands einen Pub führt. Es ist der Treffpunk von Rita, der Hausfrau, die alkoholabhängig ist, von Kathy, die von ihrem Freund geschlagen wird und von July, ihrer Tochter, die von ihrem Vater mißbraucht wurde und die heute brechsüchtig ist. Peggy kommt als eine Art Katalysator in diese Situation– „Dream On“ zeigt, wie aus ohnmächtiger Alltagsroutine eine kraftvolle Frauensolidarität entstehen kann. Für Frauen und mit ausführlicher Inhaltsangabe im Kino 46

Drei Farben: Rot Frankreich/Schweiz/Polen 1994, R: Krzysztof Kieslowski, D: Irène Jacob, Jean-Louis Trintignant

„Nach dem Blau der Freiheit und dem Weiß der Gleichheit steht ROT, letzter Teil der an der Trikolore und den Idealen der französischen Revolution orientierten Drei Farben-Trilogie unter dem Motto der Brüderlichkeit. (...) ROT variiert vor allem anderen als dominantes Thema und emotionale Grundfarbe, das Motiv der Einsamkeit. Schon zu Beginn, als programmatische Ouvertüre, geht ein Telefonanruf ins Leere. Nur noch das Telefon, fallweise von ihrem Anrufbeantworter vertreten, verbindet Valentine (Irène Jacob) mit ihrem Freund Michel. Es ist eine Beziehung auf Sichtweite, ebenso verfehlt wie naheliegend, als wären sie eines jener Traumpaare, von denen uns das Kino erzählt.“ (epd) Schauburg und Gondel

Das Dschungelbuch USA 1967, 75 min, R: Wolfgang Reitherman

Wo noch an den wildesten Tagen von Donald Duck und Felix the Cat der speedige Wahnsinn in Toonland tobte, dominiert in Disneys Dschungelbuch die Moral des von Rassenunruhen und Jugendrebellion geplagten Amerikas. Der Animationsfilm, sehr frei nach Motiven der „Mowgli-Stories“ von Rudyard Kipling adaptiert, springt ähnlich zielstrebig zwischen der stilisierten Welt im weitgehend unberührten Kinderzimmer und dem Strudel der tagespolitischen Geschehnisse hin und her. Manchmal ist aber auch die Übersetzung an der Verunklarung schuld. Das legendäre „Probier's mal mit Gemütlichkeit“, vom sorglos-selbstgenügsamen Bären Baloo dahingesungen, pries im Original die bare necessities of life. Und trotzdem einfach schööön. (taz) Kino 46

Eat The Rich Großbritannien 1987, R: Peter Richardson, D: Lana Pelly, Ron Tarr

Derbe, schwarze Komödie mit einer Fülle saftiger Geschmacklosigkeiten: Endlich wird der Klassenkampf in England mit Messer und Gabel, Pfeil und Bogen ausgetragen. Die Armen, Unterdrückten und Außenseiter wehren sich gegen die Reichen, Überheblichen und Rechtsradikalen. Cinema

Das Ei ist eine geschissene Gottesgabe Deutschland, 1994, R: Dagmar Wagner

Wieder einmal macht sich ein Film aus der Provinz auf, die StädterInnenkinos zu erobern: 10.000 Quadratkilometer Bayrischer Wahnsinn. Komisch und tragisch. Mitten in der Idylle, eine Insel für Außenseiter. Bayern, wie es niemand kennt. Keine Postkarte würde das aushalten! Schickimickis, Gestrauchelte, asylsuchende Familien, und dazwischen die Bäuerin Sophie. Von ihren 80 Lebens- und Arbeitsjahren gebeugt, einsam, Jeep-driving und unbekümmert verteidigt sie ihren Lebensstil, daß es eine Lust ist. Ein bayrisches Original ohne Untertitel. Muwi-Filmkunst

Einsam, Zweisam, Dreisam USA 1994, R: Andrew Fleming, D: Lara Flynn Boyle, Stephen Baldwin, Josh Charles

Weil ihr Vorname ein wenig männlich klingt, wird die selbstbewußte Alex zusammen mit dem intellektuellen Eddy und dem Partylöwen Stuart ins selbe College-Appartment einquartiert. Da beginnen die Verwicklungen: Stuart will mit Alex ins Bett, Alex steht auf Eddy, Eddy wiederum auf Stuart. Ufa-Palast

Erbarmungslos USA 1992, 131 min, R: Clint Eastwood, D: dito, Morgan Freeman, Gene Hackman, Richard Harris

Der geläuterte Mörder Will Munny läßt sich von einem jungen Hitzkopf überreden, wegen eines Kopfgeldes nach Wyoming zu reiten und dort zwei Cowboys zu töten. Sein alter Freund Ned begleitet sie. Als Ned in Wyoming vom sadistischen Sheriff totgeschlagen wird, kommt Munny als blutiger Racheengel über die Stadt wie der Tod persönlich. Nachtschwarzer, tief pessimistischer Endzeit-Western. Cinema

Explosiv – Blown Away USA 1994, R: Stephen Hopkins, D: Tommy Lee Jones, und 2 x Bridges

„Auf der guten und gerechten Seite stehen Jeff Bridges und sein Papa Lloyd, der Bösewicht ist wieder einmal der unverwüstliche Tommy Lee Jones. Schauplatz ist zunächst Irland: Tommy Lee killt einen Zellenkumpel und bombt sich aus einem Hochsicherheitsknast raus. Szenenwechsel. Boston. Bridges ist Bulle beim örtlichen Bombenkommando und entschärft auch noch die gemeinsamen Sprengsätze. Dann kommt Tommy Lee in die Stadt, bombt – ganz locker aus dem Handgelenk – Jeffs Daddy und ein paar von seinen Kollegen über den Jordan und gibt sich auch sonst ziemlich psychopathisch. (...) Also abgehakt.“ (taz) Europa und Ufa-Palast

The Flintstones - Familie Feuerstein USA 1994, D: Harold Ramis, John Goodman, Musik: B 52's

Jawohl, es handelt sich hier tatsächlich um Fred, Wilma, Barnie Geröllheimer & Co. Den dämlichen Beverly Hillibillies dicht auf den Fersen, soll auch hier eine US-Uralt-Serienklamotte wiederbelebt und auf Spielfilmformat aufgeblasen werden. Bereits der Soundtrack der Senioren-Waver B 52's läßt in seiner Bravheit Schlimmstes befürchten – zu hoffen bleibt, daß John Goodman, der ja auch mal richtig gute Bösewichte verkörpert hat, hier nicht endgültig auf Knallkopp-Charaktere abgestempelt wird. Ufa-Palast und UT-Kino

Garp – und wie er die Welt sah USA 1982, R: George Roy Hill, D: Robin Williams, Mary Beth Hurt, John Lithgow

Den Witz, Sprach- und Ideenreichtum von John Irvings Romanvorlage kann zwar kein Film in Bilder übersetzen. Aber Regisseur Hill gelang hier immerhin ein leichtes, bisweilen melancholisches Melodram über Garp, den sentimentalen Catcher, Ehemann und guten Menschen schlechthin. Robin Williams ist natürlich genau der Richtige für diesen Job: Mit seinem schalkigen Grinsen darf er Garps wunderbare Lebensweisheiten ans Publikum bringen und sich ansonsten vollblütig komödiantisch austoben. Modernes

Die goldene Gans Deutschland 1953, ein Jugendfilm

Das lehrreiche Märchen der Brüder Grimm vom scheinbaren Dummkopf, dessen gutes Herz ihm Weisheit, Reichtum und die Hand der Prinzessin einbringt. Der Film illustriert den Märchentext, ohne den Sinngehalt wirklich in Bilder umzusetzen. Gut durchschnittliche Unterhaltung für Kinder. Atlantis

Highway Heat USA 1994, R: Adam Rifkin, D: Charly Sheen, Kristy Swanson

Und noch eine knallharte bzw. -witzige Actionverfolgungsjagd der Marke „Der Schöne und das Biest“: Entlaufener Knasti kidnappt Millionärstöchterchen; nach 90 Minuten Hatz durch diverse US-Bundesstaaten haben sie sich dann gefunden usw-usf. Muß das sein? Muß wohl. Ufa-Stern

Hugo das Dschungeltier Dänemark 1993, Zeichentrickfilm von Fleming Quistmöller und Stefan Fjeldmark, 74 min

Die alternde Schauspielerin Isabell Scorpio macht Jagd auf ein seltens Tier, dessen Besitz ihr den alten Ruhm wiederbringen soll. Huge, das kuschelige Dschungeltier, muß vor der gehässigen Actrice fliehen. Ein Bananenboot bringt Hugo in die Großstadt – wo ihn die Menschen sofort im Zoo einsperren. Hugo ist nicht nur ein ausgesprochen liebenswertes Kerlchen, seine mutige Suche nach Frieden und Freundschaft basiert auf einem der erfolgreichsten dänischen Comics – und ist zugleich ein satirisches Parabelchen. UT-Kino

Das Irrlicht Frankreich 1963, R: Louis Malle, D: Maurice Ronet, Bernard Noel

Ein junger Mann erlebt nach einer Alkoholentwöhnungskur intensiver denn je seine Isoliertheit in der Gesellschaft, die er verachtet und der er die Schuld zuschiebt, daß er sein eigenes Leben nicht zu bewältigen vermag. 24 Stunden im Leben eines Menschen vor dem Selbstmord sowie das Portrait eines intellektuellen Rebellen, dessen narzißtische Verweigerungshaltung dem französischen Existentialismus ganz naheliegt. Cinema

Karakum BRD/Turkmenistan 1993, R: Arend Agthe, D: Max Kultmann, Murat Orasov, Pjotr Olev

Ganz allein fliegt der 13jährige Robert nach Turkmenistan. Er will seinen Vater besuchen, der als Ingenieur in der Wüste Karakum arbeitet. Vom Flughafen holt ihn der turkmenische Lastwagenfahrer Pjotr ab. Auch Pjotrs Neffe Murad, der so alt ist wie Robert, fährt mit. Als der Lkw liegenbleibt, will Pjotr an einem entfernten Brunnen Wasser holen, kommt jedoch nicht zurück. Nun sind die beiden Jungen auf sich gestellt. Mit Erfindungsgeist und Abenteuerlust fahren sie in einem selbstgebastelten Strandsegler durch die Wüste. Jugendfilmpreis 1993 Schauburg

Leben! Hongkong/ VR China 1994, R: Zhang Yimou

In seiner Heimat ist Zhang Yimou inzwischen zur Symbolfigur der neuen chinesischen Filmemacher-Generation geworden. Seine Filme wurden verboten, seine Dreharbeiten behindert. Das revolutionäre seiner Filme läßt sich aus den einzelnen Filmen zwar kaum ermessen. Aber allein der kämpferische Ton, der auch in dieser Familienchronik angeschlagen wird, reicht der Regierung meist schon, um Gefahr für das System zu wittern. „Leben“ schildert den Weg einer Familie aus den 40er Jahren, der Zeit des Bürgerkriegs, bis in die Ära nach der Kulturrevolution – eine kleine Geschichte als Gegenpol zur offiziellen Staatsgeschichte. Atlantis

Liebes Tagebuch (siehe Kritik auf der Kulturseite)

Cinema und Casablanca/ Oldenburg

Machen wir's wie Cowboys USA 1994, R: Gregg champoin, D: Woody Harrelson, Kiefer Sutherland

„Am Ende des 20. Jahrhunderts ist von den alten Western nur noch eine Trachtengruppe geblieben. So hätten denn auch die Provinznasen Pepper (Woody Harrelson) und Sonny (Kiefer Sutherland; Mann, ist der dick geworden!) den Rest ihrer Tage gut und gern mit derartigen folkloristischen Einsätzen verbringen können. Aber nein, das Drehbuch hat Höheres mit ihnen vor. Die beiden Landeier werden nach New York verschickt, wo sie auf der Jagd nach bösen Menschenschleppern ausgiebig Gelegenheit finden, ihr viehhüterisches Handwerkszeug ins Spiel zu bringen.“ (taz) City und UT-Kino

Maverick USA 1994, R: Richard Donner, D: Mel Gibson, Jodie Foster, James Garner

„Mel Gibson gibt hier einen Pokerspieler mit einer Southern Belle als Gegenspielerin (Jodie Foster), die sich mit allen Wassern gewaschen hat. Wenn diese im Südstaatenakzent auf seinen kümmerlichen Pistolentrick zu ihrem doofen Nachbarn sagt: „Was that fast? I thought that was fast! – dann ist das nicht nur ziemlich lustig, sondern hier wächst auch zusammen, was zusammengehört... unbedingt mit Hut reingehen!“ – rät Ihre taz. City

Mr. Bill USA 1994, R: Penny Marshall, D: Danny De Vito u.a.

„Jetzt eben müssen all jene intellektuellen Gestalten, die sich für den Präsidentschaftskandidaten samt demokratischem Drumherum ins Zeug gelegt haben, auch patriotischerweise zupacken. Das alles findet sich in der Figur des „Mr. Bill“: Ein arbeitsloser Werbefachmann wird als Gelehrter in ein militärisches Ausbildungscamp zwangsverschickt, erklärt dort den Kadetten ein wenig Shakespeare und bleibt schließlich als Erzieher bei der Armee. So einfach funktioniert die mitunter sehr sentimentale Education: Gibst du mir Wasser, rühr' ich den Kalk, wir bauen einen neuen Staat.“ (taz) Ufa-Palast und UT-Kino

Die Nacht ist jung Frankreich 1986, R: Léos Carax

Ein junger Mann tut sich nach der Ermordung seines Vaters mit zwei Ganoven zusammen, um ein Virus zu entwenden, das eine Krankheit erregt, die bei Sex ohne Liebe übertragen wird. Vordergründig eine moderne Variante des klassischen Gangsterfilms, geine magisch-suggestive Fabel und eine Liebesgeschichte; hervorragend gespielt, doch von allzu durchsichtigem Kunstanspruch und geschmäcklerischem Kalkül. Gondel

Die nackte Kanone 33 1/3 USA 1993, D: Leslie Nielsen, Priscilla Presley, George Kennedy, R: Peter Segal

Da ist er wieder, der Oberchaot vom Dienst, Lieutenant Frank Drebin. Sein Verdienst: Recht und Ordnung baden gehen lassen. Zum dritten Mal werden also wieder Szenen aus uns allseits bekannten Streifen hochgenommen. Die Bahnhofsverfolgungsjagd aus den Untouchables zum Beispiel. Oder die Saurier aus Jurassic Park mit ihrem erdbebenerzeugenden Gestampfe. Ufa-Stern

Nostradamus - der Film Deutschland/GB 1994, R: Roger Christian, D: Tchecky Karyo, Amanda Plummer

„Unter der Regie von Star-Wars-Requisiteur Roger Christians wird aus Jean-Jacques Annauds „Der Name der Rose“ abgekupfert. Nostradamus wird verkörpert von einem gewissen Tcheky Karyo, der vergeblich versucht, mit rotgeränderten Augen das Wirken diabolischer Kräfte vorzutäuschen. Auch die mangels erkennbarer Handlung eingestreuten derb-barocken Fickszenen verleihen Nostradamus nicht direkt den Hauch visionärer Größe. Selbst die Pestbeulen am Hals dahinscheidender Nebenakteure riechen nach Plaste & Elaste.“ (taz) Ufa-Stern und UT-Kino

Das Parfüm von Yvonne Frankreich 1993, R: Patrick Leconte, D: Sandra Majani, Hippolyte Giradot

„Das Geheimnis des Weiblichen, gesehen aus der Perspektive der Männer: Das ist die Zugkraft von Lecontes Filmen. Die flüchtigen Elemente, die Luft und das Wasser, das Licht, der Wind, die Wellen bestimmen die Atmosphäre des Films. So, wie Yvonnes weißer Rock auf dem Schiff um ihren nackten Po flattert, so verhalten sich auch die Akteure.“ (epd) Atlantis

Picknick am Valentinstag Australien 1976; R: Peter Weir; D: Helen Morse, Rachel Roberts

Bevor Regisseur Weir in Hollywood Karriere machte, drehte er in seiner australischen Heimat einige Filme, die sich sehr einfühlsam mit den Konflikten zwischen den Kulturen des Kontinents auseinandersetzen. Dazu gehört auch sein Erstling von 1976. Hier sind es die Mädchen eines Pensionats, die bei einem Ausflug in die australische Wildnis mit den Mythen der Aborigines konfrontiert werden. Weir versucht dabei nicht, irgendwas zu erklären oder die Unterschiede zwischen den Kulturen zu glätten. So gewinnt der ruhige Film eine atmosphärische Spannung, die sich auch am Unhappy-End nicht in Wohlgefallen auflöst. Kino 46

Pinocchio USA 1940, R: Walt Disney

Nach dem Welterfolg seines ersten langen Zeichentrickfilms „Schneewittchen“ (1937) steigerte Walt Disney die Faszination, indem er auf Collodis hölzernen Bengel Pinocchio setzte. In einer Kaskade von Rhythmen, Tönen und sich stimmungsmäßig wandelnden Farben reiht sich eine gelungene Überraschung an die andere. Eine der liebenswürdigsten Schöpfungen des Genres, die von Disneys späteren Produktionen (wie „Bambi“, „Fantasia“, „Dumbo“) nicht mehr übertroffen wurde. City und Ufa-Palast

Rapa Nui USA 1994, 107 min, R: Kevin Reynolds, D: Jason Scott Lee, Esai Morales

„'Rapa Nui' ist nicht mehr und weniger als ein Abenteuerfilm. ,Rapa Nui', ,Nabel der Welt', nannten die Bewohner eines 118 Quadratkilometer großen Eilands im Stillen Ozean ihre Insel, die dem Rest der Welt bekannt ist unter dem Namen Osterinsel, berühmt durch jene große Anzahl überdimensionaler Statuen, die von den Einheimischen dort in früheren Jahrhunderten errichtet wurden. (...) Der Film beginnt als romantische Liebesgeschichte, wird allerdings gleich überschattet von einer Tabuverletzung. (...) Aber da setzt der Film auf die einfache Lösung – die Flucht seines endlich vereinten Paares aus einer Zivilisation, die sich selbst zerstört.“ (epd) Modernes

Shadowlands Großbritannien 1993, R: Richard Attenborough, D: Debra Winger, Anthony Hopkins, 132 min.

C.S. Lewis (A. Hopkins), ein renommierter Literaturprofessor, hat sich noch nie im Leben mit einer Frau verabredet. Beim ersten Rendezvous mit der Amerikanerin Joy Grasham (D.Winger) geht es denn auch um die Wissenschaft, um die Literatur. Erst nach vielen Malen befreunden sie sich und geben sich und ihre Geschichten voreinander preis. Da ist es schon fast zu spät: Die Amerikanerin Joy hat Knochenkrebs – und nicht mehr lange zu leben. „Als Jack Lewis beweist Hopkins, wie schön es ist, ihm zuzusehen, wie er seine Chancen nutzt. In Shadowlands gibt er seine Überzeugungen preis, gibt System und Sicherheit auf und riskiert die Panik. Nur so, indem er sein Wissen verwirft, gewinnt er eine Erkenntnis. Zum ersten Mal spielt Hopkins einen zärtlichen Liebhaber“, schreibt Christiane Peitz in der taz. Die solcherarte Herz- und schmerzgeschichte läuft im Atelier

Tatjana Finnland, 1994, R: Aki Kaurismäki, D: Kaati Outinen, Matti Pellonpää, Kirsi Tykkyläinen, Mato Valtonen

„Ein finnisches Roadmovie? Ein finnisch-russisches Roadmovie. Wenn Reino und Valto sich schick machen, dann ist es eine anrührende Abart von Bauernschick. Lederjacke, Nylonhemd, Bügelfalten, Brillantine im Haar. Gutmütiger Trottel und Halbstarker düsen im schwarzen Wolga durch die finnischen Pampas; aus dem schick und modern im Auto integrierten Plattenspieler dudelt schmalzige Musik. Reino und Valto sind die proletarische Notausführung der „Easy Rider“. (taz) Cinema und Casablanca/ Oldenburg

Texas – Doc Snyder hält die Welt in Atem Deutschland 1993, R, D, B etc.: Helge Schneider

An diesem Film scheiden sich die Geister: Als Entertainer ist Schneider bekanntlich ziemlich genial, aber angesichts der Forderung, 90 Minuten Film mit ähnlich blühendem Blödsinn zu füllen, geht er ebenso in die Knie wie andere Kabarettisten vor ihm. Der „Katzenklo“-Song ist mit Abstand der komische Höhepunkt des Films – der Rest ist entsprechend: zäh, lieblos runtergekurbelt und nicht die Bohne komisch. Was daran zum Schießen sein soll, wenn Schneider fortwährend sein dämliches Grinsen direkt in die Kamera hält, entzieht sich dem Rezensenten. Sachdienliche Hinweise bitte an die Redaktion schicken. Cinema

True Lies USA 1994, R: James Cameron, D: Arnold Schwarzenegger, Jamie Lee Curtis, Tom Arnold

„Wie seit dem ,Terminator' üblich, ersteht Arnold aus dem Nichts, ist plötzlich da, keine Geschichte, nur ein Zustand, und zwar diesmal ein 007-artiger. Im Smoking stolziert er, sechs Sprachen mit österreichischem Akzent höflich nach allen Seiten sprechend, directamente durch die Waffenschieber-Party mit schöner Kunsthändlerin in den ersten Stock, wo sich die Software befindet, die Conan den Barbaren noch völlig überfordert hätte. The Arnold der Neunziger als Harry Taskel weiß, damit zu spielen, wie er auch mit der Schönen Tango zu tanzen weiß, die sich später als höchst verwoben mit den arabischen Terroristen erweist.“ (taz) Ufa-Palast und -Stern

Verzauberter April GB 1991, R: Mike Newell, D: Miranda Richardson, Joan Plowright, Alfred Molina

„Die Verfilmung dieses autobiografisch durchsetzten Romans von Elisabeth von Arnim ist ein sanftes Plädoyer für die Selbstverwirklichung von Frauen in einer Zeit, als es diesen Begriff noch gar nicht gab. Ganz nebenbei zeigt er die innere und äußere Schönheit von Frauen, die im Kino unserer Tage allenfalls einen Platz am Rande der Filme zugeweisen bekommen.“ (epd) Gondel

Vier Hochzeiten und ein Todesfall Großbritannien 1993, R: Mike Newell, D: Hugh Grant, Andie MacDowell

Vier Hochzeiten und eine Beerdigung bilden das Gerüst für eine Liebesgeschichte mit Verzögerungen und eine sanfte Satire auf die bessere britische Gesellschaft und ihre Rituale. Funkelnd das Drehbuch, voller witziger Dialoge, auch – wenn es die Situation erfordert – dramatischer Zuspitzungen. (epd) Schauburg, UT-Kino und Casablanca (OL)

Voll das Leben USA 1993, R: Ben Stiller, D: Winona Ryder, Ethan Hawke

„Auf allzuviel Realität läßt sich der Film dann doch nicht ein. Den Traditionen der Filmindustrie muß Tribut gezollt werden. Und so entwickelt sich, was sich als lockeres und dialogorientiertes Gruppenporträt anließ, schnell zu einer Story nach dem Standardmodell: girl loves boy and boy loves girl – nur, daß beide es noch nicht wissen.“ (epd) Filmstudio

When A Man Loves A Woman USA 1994, R: Luis Mandoki, D: Meg Ryan, Andy Garcia.

... dann sieht das meistens so aus: Er geht darin auf, sie kämpft mit sich und der Dreifachlast Mann, Beruf, Kinder. Ja und dann – geht sie nicht auf Konfrontation, sondern trinkt. Und es wird immer schlimmer. So viel zum Stichwort „heile Familie“. UT-Kino und Ufa-Stern

Wyatt Earp USA, R: Lawrence Kasdan, D: Kevin Costner, Dennis Quaid, Isabella Rossellini

„Zu seinem Stil und damit zu seinen Qualitäten findet „Wyatt Earp“ erst als sinistrer Psychowestern, der die dunklen Seiten nicht nur des Titelhelden, sondern auch die seines treuen Freundes Doc Holliday freilegt. Dennis Quaid, dem mit einiger Berechtigung bereits ein „Oscar“ prophezeit wurde, liefert in dieser Rolle die wohl beste Leistung seiner bisherigen Karriere – ausgezehrt und zerbrechlich bis auf die Knochen, stakst er unsicheren Tritts durch Tombstones Straßen; das Ziehen des Revolvers wird zur mühsamen Anstrengung, und wenn ein Hustenanfall den Schwindsüchtigen aufs Lager wirft, greift der einschlägig prädisponierte Betrachter mitleidend zum Aerosol.“ (taz)

Ufa-Palast, UT-Kino, Gloria-Palast/ OL