Prügel von Neonazi für jugendliche „Verräter“

■ Staatsanwalt ermittelt gegen „Führer“

Oldenburg Ein 26 Jahre alter Neonazi ist wegen des Verdachts schwerer Körperverletzung und Freiheitsberaubung von jugendlichen Mitgliedern seiner „Wehrsportgruppe“ in Westerstede (Kreis Ammerland) verhaftet worden. Außerdem prüft die Staatsanwaltschaft in Oldenburg nach Angaben vom Donnerstag, ob der vorbestrafte Arbeitslose zusätzlich wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung angeklagt werden soll.

Seit Februar beschäftigen sich die Ermittlungsbehörden mit dem Treiben des 26jährigen, der sich von den Halbwüchsigen seiner nach bisherigen Kenntnissen zehnköpfigen Gruppe mit „Führer“ anreden ließ. Ein 14jähriger wurde Anfang des Jahres von einem anderen Jungen aus der Gefolgschaft des selbsternannten „Führers“ belauscht, als er seinem Klassenlehrer von den Geheimtreffen erzählte. Beim nächsten Treffen wurde der denunzierte „Verräter“ mit 80 Stockhieben auf sein entblößtes Hinterteil bestraft und dabei erheblich verletzt.

Im Juni wurde, wie aus der seit Ende Juli vorliegenden Anklageschrift hervorgeht, abermals ein vermeintlicher „Abtrünniger“ brutal gezüchtigt. Der 15jährige mußte sich nach eigenen Aussagen mit verbundenen Augen und heruntergelassen Hosen über einen Baumstamm legen und wurde vom Anführer und den sieben anderen anwesenden Jungen mit jeweils fünf Stockschlägen traktiert.

Um die Ermittlungen wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung nicht zu stören, sei der Neonazi erst sechs Wochen nach der Anklageerhebung verhaftet worden, hieß es bei der Staatsanwaltschaft. Gegen den aus Verden stammenden Beschuldigten, läuft eine 16monatige Bewährungstrafe wegen der Verwendung von Nazisymbolen, Unterschlagung und schweren Diebstahls. dpa