GAL intern – oder die Kunst, sich selbst ins Knie zu faxen

Es ist ja nicht so, daß die Hamburger Redaktionen überschüttet werden mit Informationen des GAL-Landesvorstands. Im Gegenteil, die grüne Vorstandsriege arbeitet gern im Dunkeln, überläßt das, was BürgerIn so zu hören bekommen soll aus der grünen Partei, den KollegInnen der Rathausfraktion. Selbst Mitgliederversammlungen werden gelegentlich lieber nicht angekündigt, könnte ja was drüber in der Zeitung erscheinen. Und was macht das dann wieder für einen Eindruck!

So gesehen waren wir schon überrascht über die wahre Papierflut, die in den vergangenen Tagen aus dem GAL-Headquarter in der Bahrenfelder Straße per Fax auf unsere Schreibtische schwappte. Ein Brief zum Beispiel, gerichtet an den SPD-Vorsitzenden Jörg Kuhbier, gezeichnet von vier Landesvorstandsmitgliedern. Darin enthalten: Wahlkampfsticheleien gegen die Sozialdemokraten, gipfelnd in dem Vorschlag: Wenn sich die SPD so sehr an den Erststimmen-Kampagnen der GAL reibe, könne man ja doch noch gemeinsame Kandidaten nominieren. Zwei von der GAL, Krista Sager und Jo Müller zum Beispiel, sowie fünf Sozis.

Angesichts des angepeilten Sozi-Wahlziels – alle Wahlkreise in rote Hand – ein Vorschlag, dessen ironischer Gehalt eigentlich offenkundig sein sollte. Muß man sich ja mal vorstellen: Hamburgs SPD zieht mitten im Wahlkampf einen ihrer Kandidaten zugunsten der grünen Konkurrenz zurück! Oh heiliger Rudi!

Folgte GAL-Vorstandspost Nummer zwei. In der Redaktion landete ein Schreiben „an die Kreisvorstände der GAL und andere Interessierte“ samt dazugehöriger Pressemitteilung. Inhalt: Sechs weitere GAL-Vorständler distanzieren sich vehement von Brief und Vorschlag ihrer vier Vorstandskollegen. Von einem Kandidatur-Verzicht der Grünen „in irgendeinem Teil Hamburgs“ könne absolut nicht die Rede sein. Darüber habe der grüne Landesvorstand zu keiner Zeit auch nur beraten.

Der Brief an Kuhbier verstoße gegen die „Grundregeln des politischen Anstands“. Weil nämlich – und jetzt wird's für Außenstehende doch einigermaßen kompliziert – „auf diese plumpe Art StrömungskandidatInnen protegiert werden“. Und das auch noch unter dem Label des GAL-Gesamtvorstands. Wo doch die Mehrheit dieses Gremiums Frau Sager und Herrn Müller gar nicht so doll lieb hat, weil sie eher „real“ als „links“ strömen, und sich Müller außerdem mittels gemeinsamer Veranstaltung an den CDU-Kandidaten van Hooven angebiedert habe.

Folgt Fax Nummer 3, ausgesandt von Strömer Müller, in seiner Eigenschaft als Herausgeber der Hamburger Rundschau und „Journalist“ in eigener Sache durchaus ein Kandidat für den Titel der peinlichsten Persönlichkeit des Jahres. Müller wirft den Vorstandsmitgliedern Nummer fünf bis zehn „Unredlichkeit“ vor. Er habe sich nämlich gar nicht bei van Hooven angebiedert. Andererseits könne man von diesen Spitzengrünen nicht verlangen, „daß sie den ironischen Ton des Briefes“ der Vorständler eins bis vier „verstehen“.

Wir verstehen inzwischen wenigstens eins: Daß es zumindest unter wahltaktischen Gesichtspunkten überaus sinnvoll sein dürfte, daß die Grünen die Öffentlichkeit nicht allzu häufig von ihrer Parteiarbeit in Kenntnis setzen. uex