: Brachialer Punkrockfrohsinn
■ „The Bates“ beenden heute die Aktionsreihe „Kulturen im Dialog“
Eine Woche lang fand in Lilienthal eine Reihe von Veranstaltungen statt, die in Art, Größe und Lautstärke so verschiedenartig waren, daß man bei der Beschreibung kaum um die Phrase „multikulturell“ herumkommt. Ob nun Lesung, Tombola, Ausstellung oder Musik jedweder Himmels- und Stilrichtung – „Kulturen im Dialog“ eben. Das Bemerkenswerte an dieser Reihe ist, daß sämtliche TeilnehmerInnen auf ihre Gagen verzichteten, so daß der Erlös ohne Abzüge Projekten zugute kommt, die sich mit der Integration von AusländerInnen beschäftigen. Der Abschluß einer derartig bunten Veranstaltungsreihe zeigt sich nun fast logischerweise bunt, lautstark, nachhaltig wahrnehmbar und vor allem: als fröhliches Fest. Nichts eignet sich dafür besser als ein Auftritt der Punkrockformation „The Bates“.
Die vier lebensfrohen Jungs aus Eschwege schwimmen mit ihrem Partykonzept seit etwa einem Jahr auf einer nie für möglich gehaltenen Welle ständig wachsenden Erfolges. Sie sind - nicht nur, aber da besonders - in ihrer Heimat inzwischen richtige Stars. Sänger Zimbl z.B. kann tagsüber nicht mehr alleine in die Stadt gehen. Aber das hat er eigentlich nie gerne getan; lieber war es ihm immer, mit seinen drei Jugendfreunden Pogo, Reb und Klube abends auf der Bühne zu stehen und sich ein wenig darüber zu wundern, welch ausgelassene Feiern sie mit ihren schrägen Auftritten hervorrufen. Mit einer Prise Melodie machen die Bates nämlich selbst harte Gitarrenbreitseiten für ein breites Publikum attraktiv.
Inzwischen können sie von ihrer Musik ganz gut leben, bald reicht es für Zimbl vielleicht sogar, um endlich dem Elternhaus den Rücken zu kehren. Und wer weiß, wenn die für Anfang 1995 geplante neue CD genauso einschlägt wie die aktuelle, die die Bates erstmals in ungewohnte, nämlich in Chartsregionen katapultierte, vielleicht kann Reb dann seine Ente mal so richtig reparieren lassen. Richtig normal also das Leben dieser Teeniehelden, ermutigend geradezu. Ach ja, könnten doch alle Menschen so sein wie die Songs der Bates: frech aber charmant, vorlaut aber witzig und einfach gut. Heute um 21 Uhr im Forum des Schulzentrums Schoofmoor in Lilienthal.
Benjamin vvon Stuckrad-Barre
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