Kandidatenrede mit Bart

■ Scharping mit Standard-Programm

Der Mann hängt an seinem Gesichtspelz. Weder das Angebot zur öffentlichen Rasur durch den Fernsehjournalisten noch die Junge Union-Plakate mit den glattrasierten Kanzlerwangen konnten Rudolf Scharping gestern auf dem Marktplatz beeindrucken. Im Gegenteil: Politik mit Bart, hieß es, sei das Symbol für eine soziale und gerechtere Politik unter der Regierung Scharping.

Der Kandidat jedenfalls wetterte vor einem gut gefüllten Marktplatz über die Regierung Kohl. Die habe abgewirtschaftet und kümmere sich nicht mehr um die Menschen. Mit ihm als Kanzler werde alles besser. Scharping, seit Wochen auf Wahlkampftour, hielt seine Standard-Kandidatenrede ohne Bremensien. Dafür präsentierte er einen thematischen Rundschlag: „Wir müssen endlich Arbeit finanzieren statt Arbeitslosigkeit“. An der Finanzierung der deutschen Einheit „dürfen sich in Zukunft auch Anwälte, Ärzte und Beamte beteiligen.“ Scharping versprach ein einheitliches Kindergeld.

Ungewohnt heftig wurde der SPD-Kandidat beim Thema Rechtsextreme. „Keiner von denen hat in einem deutschen Parlament etwas zu suchen. Geht wählen, haltet die da raus!“ war sein Appell. „Ein Land, das Arbeit gibt und gerecht mit seinen Bürgern umgeht, ist der beste Garant gegen Nationalismus.“ Den will Scharping auch international nicht raushängen lassen und keine deutschen Soldaten in alle Welt schicken. „Was Hans Koschnik in Mostar macht, ist ein Sinnbild für eine friedliche deutsche Außenpolitik.“

All das können die Menschen laut Scharping bekommen, wenn sie am 16.Oktober ihr Kreuz für die SPD machen. Das war es wohl auch, was die SPD-Landesvorsitzende meinte, als sie der Menge zurief: „Rudolf Scharping muß Kanzlerkandidat werden!“ bpo