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: Elektronisch mumifiziert

„studio moor“, Donnerstag, 21.50 Uhr, premiere

Endlich ist sie vorbei – die „humoorlose“ Zeit seit dem Untergang des „Canale Grande“-Gondoliere Dieter Moor bei Vox. Mit seinem Team der Produktionsfirma MME fand er jetzt ein quotensicheres Gewässer in Hamburg: bei dem Abo-Kanal premiere. Der ließ ebenfalls eine Mediensendung den Bach runtergehen: „TVTV“. Jenes vor zwei Jahren pfiffig gestartete Magazin vom „apropos kino“- Duo Dimko & Hajek hatte sich zusehends zur trivialen Clip- Show für TV-Sterchen und Serien entwickelt, während „Canale Grande“ gerade in der Köln-Ossendorfer Endzeitstimmung noch mal so richtig in Fahrt gekommen war. Moors kleinkünstlerische Einlagen waren eine Art TV-Straßentheater im Happeningstil – quer durch die Pappkulissen bis hin zum unfreiwilligen Absturz in den realen Canale Grande von Venedig.

Und nun das vollautomatische Studio „A 5“: Wir sehen Moor inmitten einer Video-Installation des venezianischen Künstlers Plessi: rostige Fernsehkästen zeigen Wasseroberflächen, darin stecken reale Spaten. Statt dem Sidekick-Gag mit Moors gestreßtem Chef, der immer wieder aus der „Canale“-Kulisse kam, nun ein krakenähnlicher Roboter mit Bildschirmtext. Nur das „Hallo Zielgruppe“ überlebte.

In der derart elektronisch mumifizierten Neuauflage des Medienmagazins lieferte Moor einen totalen Kaltstart ab. Die Filmbeiträge waren ungewohnt zahm: laue Nachlese auf die „Monitor“-Lotto-Affäre; die Macher vom „7. Sinn“, die beim Führerscheintest kläglich durchfielen und viel Werbung in eigener premiere-Sache: für die neue Seifenoper „Das wahre Leben“ und Haus-Ästhetiker Plessi.

Wenigstens gönnte sich Moor einen cleveren Schlußgag: Vor der Studiotür wird ihm von einem Double beschieden, daß er als Moderator austauschbar sei, die Technik aber nicht. Tatsächlich: The Medium is the Message now! Moors freche Spontaneität schwindet dahin, harte Medienthemen waren gar nicht mehr dabei, dafür gab es die „Wochenschau“ im kunstgewerblichen Patinabraun und wieder PR: Willemsen im ZDF – „Wird der Talk-Messias an Tiefe verlieren?“ Selbst im Studio-Interview war Moor mit den beiden umtriebigen Nena-Zwilligen etwas überfordert, nur das „Bongo Girl“ blickt noch durch: „Im Fernsehen findet sowieso schon soviel statt – da kann nicht mehr viel kommen.“ Dieter Deul