■ Elefantenrunde Ost: Stefan Heym und Wolfgang Thierse diskutieren in Berlin-Mitte – aneinander vorbei
: Ein Heym-Spiel

Alter ist kein Verdienst, der Stunden-Job des Alterspräsidenten nirgendwo festgeschrieben – bleiben wir also gelassen. Was durch Zufall – um den Begriff Gnade mal zu schonen – bestimmt wird, das früheste Geburtsdatum, muß aber deshalb nicht gleich ohne Wert sein.

Jüngstes Beispiel: Die Eröffnung des Magdeburger Parlaments durch Hans-Jochen Tschiche. Ein Stück pfiffiger, nachdenklicher Weisheit in sonst aufgeregter Atmosphäre.

Demnächst vielleicht Einstiegsprosa von Stefan Heym im Bundestag, falls denn der Dichter per PDS- Ticket direkt dorthin gelangt.

Die Voraussetzungen sind vorhanden. Erstens: Der Mann ist 81. Zweitens: Berlin-Mitte mit alten DDR-Funktionseliten birgt das Potential für ein sicheres PDS-Mandat. Zumal, drittens, die Grünen trotz aller Abneigung gegen die PDS auf einen eigenen (chancenlosen) Direktkandidaten nicht verzichten mögen und so die Chancen von SPD-Kandidat Wolfgang Thierse drastisch verringern.

Parlamentseröffnung plus Rede: geschenkt. Doch dann? Was ist von Heym politisch zu erwarten? Die Antwort hat er selbst gegeben. Nichts. Jedenfalls nichts, was über hohle Phrasen, gönnerhaftes Getue, populistische Sprüche und selbstgefällige Eitelkeiten hinausreicht. So das Resultat des wohl einzigen Duells zwischen den Wahlkreis-Kontrahenten. Ergebnis: Thierse argumentiert, Heym schwadroniert.

Arbeitslosigkeit – O-Ton Heym: „Da sollten wir irgendwie mal was machen.“ Politische Ziele: Die hat er grad zu Haus vergessen. Schwerpunkte im Bundestag: „Ich weiß nicht mal, was die für Ausschüsse haben!“

Stefan Heym hat nur ein Programm – und das heißt Stefan Heym. Seinen Fans reicht das allemal – deren Vorstellung von Demokratie ist nicht im mindesten gestört, wenn ihr Idol seine politischen Vorstellungen erst nach der Wahl kundtun möchte. Man ist sich einig, auch wenn manche Jubler noch vor Jahren den damaligen Staatsfeind (OPK „Diversant“) bespitzelt haben mögen. Ihnen reichen oberflächlich verteilte Streicheleinheiten gegen diffuse Teilungsgefühle. Heym bestätigt Anti-Wessi-Gefühle. Die PDS und ihre Sympathisanten stört es nicht, daß der Dichter für den grauen parlamentarischen Alltag nicht verwendungsfähig ist. So war's auch bei seinem Engagement für die Phantome namens „Komitees für Gerechtigkeit“. Nur: die Sache mit dem Bundestag ist etwas ernster. Da reicht ein Heym als Mann für gewisse Stunden nicht. Uli Leidholdt