Israelische Terroristen aufgeflogen?

■ Siedler und Soldaten in der besetzten Westbank verhaftet

Tel Aviv (taz) – Israelische Geheimdienstler scheinen einer Gruppe rechtsextremer Terroristen unter den jüdischen Siedlern in der besetzten Westbank auf der Spur zu sein. Im Laufe der Woche wurden insgesamt sechs Verdächtige festgenommen. Unter den Verhafteten ist auch Leutnant Oren Edri, ein junger Offizier im aktiven Militärdienst. Er soll die Gruppe mit Waffen aus Armeebeständen versorgt haben.

Nach Angaben eines Sprechers der Sicherheitsbehörden besteht der Verdacht, daß die Verhafteten Mitglieder einer rechtsextremen Geheimorganisation sind und bisher unaufgeklärte Morde an Palästinensern verübt haben. Unter anderem sollen sie hinter dem Mord an drei Palästinensern aus dem Dorf Tarkumia bei Hebron im vergangenen Dezember stecken. Untersucht wird auch, ob die Verhafteten etwas mit dem Mord an einem palästinensischen Taxifahrer vor zwei Monaten in Jerusalem zu tun haben. Ein Sprecher der israelischen Sicherheitsorgane kündigte noch weitere Verhaftungen an.

Die bisher Festgenommenen wohnen alle entweder im jüdischen Siedlerviertel im Zentrum Hebron, oder im Siedlervorort Kiriat-Arba, der in der Westbank gelegenen Stadt. Eine der zentralen Figuren der Gruppe, der 30jährige Rabbiner Ido Elba war Leiter einer Bibelschule in den Räumen der Ibrahimi-Moschee in Hebron. Die Bibelschule wurde geschlossen, nachdem der Siedler Baruch Goldstein im Februar dieses Jahres in der Moschee ein Massaker unter den dort betenden Muslimen angerichtet hatte.

Zusammen mit Elba wurden der 40jährige Yves-Abraham Tibi aus Kiriat Arba und der 23jährigen Elijashiv Keller verhaftet. Letzterer soll einer Eliteeinheit von israelischen Fallschirmjägern angehören. Ebenfalls aus Kiriat Arba stammen die verhafteten Brüder Kahalani. Sie waren bereits in der Vergangenheit an Ausschreitungen gegen Palästinenser beteiligt.

Die Rechtsanwälte einiger der Verhafteten protestierten seit Tagen gegen angebliche Mißhandlungen ihrer Mandanten durch Sicherheitsbeamte. Desweiteren beklagten sie, daß sie erst nach einem Aufschub mit ihren Klienten in Kontakt treten durften.

In der israelischen Presse wird unterdessen darüber spekuliert, ob die Inhaftierten tatsächlich einer neuen Geheimorganisation angehören oder altbekannten, religiös- nationalistischen Kreisen. Amos Wollin