Rotgrüner Streit um Viertelbürgermeister

■ Beiratsfraktionen bestimmen Vorstellungsliste / Acht in der Anhörung, keine FavoritInnen

Das Rennen um die Nachfolge des zurückgetretenen Ortsamtsleiter Hucky Heck geht in die nächste Runde. Am vergangenen Donnerstag haben die Fraktionen der Beiräte Mitte und Östliche Vorstadt die KandidatInnen ausgeguckt, die in die Anhörung gehen sollen: Acht der insgesamt 31 BewerberInnen können sich noch Hoffnung machen, das Rennen um den Bürgermeisterposten im Viertel zu machen.

Anne Mentzen wird von der SPD ins Rennen geschickt, ihre Partei rechnet sich allerdings keine besonders großen Chancen aus, die Kandidatin durchzubekommen. Wie sich die SPD-Beiräte dann im zweiten Wahlgang verhalten werden, das hängt vor allem von den Verhandlungen mit den Grünen über eine KompromißkandidatIn ab. Die allerdings sind noch längst nicht ihrer Meinung. Die Grünen haben gleich drei Namen vorgeschlagen, die sie in der Anhörung sehen wollten: Scheda, Knappe und Bücking – ein Ausweg für Helden, denn die Ökopartei hat die Positiventscheidung für eine eigene Kandidaten aus Angst vor der Negativentscheidung gegen zwei Grünen-nahe Bewerber bislang strikt vermieden. Ob es einen einheitlichen grünen Kandidaten geben wird, das entscheidet die grüne Viertel-Stadtteilgruppe am Donnerstag.

Je unklarer rot-grün, desto größer die Chancen für den CDU-Mann Bernd Huse, zumal den beiden FDP-Beiräte und zwei von vier SPD-Beiräten aus dem Bezirk Mitte eine gewisse Neigung zur CDU nachgesagt werden. Je unklarer rot-grün, desto größeres Gewicht fällt den kleineren Fraktionen zu. „Es ist alles offen“, sagt Ralf Mulde von der FDP. „Wir warten erstmal ab, wie sich SPD und Grüne verhalten.“ 30 Beiräte stimmen ab, davon sind jeweils neun von Grünen und CDU, sieben von der SPD, je zwei von der FDP und der Wählervereinigung Wir im Viertel und der fraktionslose Ex-SPD-Beirat Raimund Cassalette.

Wenn es nach dem Innensenator Friedrich van Nispen gegangen wäre, hätte die Vorauswahl im Ruck-Zuck-Verfahren über die Bühne gehen können. Der Volljurist van Nispen und sein Beirätebeauftragter Jens Knudsen wollten vor allem ein Kriterium durchsetzen: Auf die Stelle darf nur, wer das juristische Examen abgelegt hat. So eng wollten das allerdings die Beiräte nicht sehen. So kam die Liste von acht BewerberInnen zustande: Anne Mentzen, Mitarbeiterin bei der Zentralen Aufnahestelle für AsylbewerberInnen und früher lange für die SPD in den Beiräten Mitte und Östliche Vorstadt; Wibke Rendigs, Personalrätin beim Amt für Sozialde Dienste; der Rechtsanwalt Jörn Diers; der Anlageberater Rolf Walczak; der grüne Beirat aus dem Bezirk Mitte Werner Knappe; Bernd Scheda, Mitgründer und langjähriger Aktivist vom Lagerhaus Schildstraße; Bernd Huse von der CDU aus dem Beirat Schwachhausen und Sprecher des Gesamtbeirats und der Anti-AKW- und Bürgerinitiativen-Aktivist Robert Bücking, mittlerweile erfolgreicher Kleinunternehmer.

Am Mittwoch der kommenden Woche um 18 Uhr ist in den Weserterassen die erste Stunde der Wahrheit. Da dürfen sich die KandidatInnen den Beiräten und dem Viertelvolk präsentieren. Was als Anhörung deklariert ist, das ist allerdings nicht mehr als ein Polit-Quicky. Zehn Minuten hat jede KandidatIn für die Vorstellung, eine Viertelstunde darf gefragt werden – der Nächste, bitte. Sechs verschiedene Fraktionen und Gruppen sitzen in beiden Beiräten, viel Zeit für Fragen aus der Bevölkerung kann da nicht mehr zusammenkommen. Nach der Vorstellungsrunde steht schon der erste Wahlgang an. Daß da eine der KandidatInnen eine Mehrheit bekommt, damit rechnet niemand. Schließlich ist beim ersten und zweiten Wahlgang die absolute Mehrheit der Stimmen nötig.

Entschieden wird am Dienstag darauf. Am 27. findet ab 19 Uhr an gleicher Stelle der zweite und der dritte und letzte Wahlgang statt. Beim dritten Kreuzchenmalen ist gewählt, wer die meisten Stimmen hat. J.G.