Wissensnotstand beenden

■ Heute abend beginnen die „Vietnamesischen Kulturwochen“

Noch immer assoziieren die meisten Menschen mit Vietnam in erster Linie Boat-People und Agent Orange. Selbst Brainstorming unter Völkerkundlern fördert, so die Ethnologin Susanne Knödel, spontan kaum etwas anderes zutage und weder in Deutschland noch in Frankreich verfügen die Institute über mehr als spärliche Exponate. Diesem Wissensnotstand möchte Knödel, die für das Völkerkundemuseum die Vietnamesischen Kulturwochen vom 13. bis zum 25. September organisiert hat, entgegentreten.

In Zusammenarbeit mit der Deutsch-Vietnamesischen Gesellschaft, die für die Belange der etwa 85 000 in Deutschland lebenden Exil-Vietnamesen eintritt, hat sich das Völkerkundemuseum zum Ziel gesetzt, das aufstrebende Vietnam in seiner kulturellen Vielfalt darzustellen – durchaus zu verstehen als Kontrastprogramm zum wirtschaftlichen Vietnam-Symposion in der Handelskammer.

Darum stehen die Menschen und ihre Kultur im Mittelpunkt der unzähligen Veranstaltungen, Vorträge und Filmvorführungen, letztere im Metropolis (taz berichtete). Auch den Exilierten, die zum größten Teil in den 70er Jahren als Flüchtlinge mit der Cap Anamur nach Deutschland kamen, wird ein Forum geboten. Für sie, deren Verhältnis zur vietnamesischen Regierung oftmals sehr angespannt ist, ist der 25. September reserviert. Auch die vietnamesischen Buddisten stellen sich mit Informationen und einer buddistischen Zeremonie vor (22. 9.). Die Möglichkeit, sich kennenzulernen bietet schließlich das große Laternenfest am 24.9.

Den Menschen widmet sich auch die in Zusammenarbeit mit Geo gezeigte Fotoausstellung. Rainer Drexel porträtierte in Vietnam Bauern, Millionäre, Kohlenschlepper und Bettler. Seine Bilder eines Aufbruchs sind Ausdruck der Hoffnung und der Erinnerungen.

Mit der vietnamischen Lackmalerei beschäftigt sich eine Ausstellung im oberen Geschoß des Museums. Der Literatur sind zwei Veranstaltungen gewidmet, zum einen wird Dr. Ursula Lies vietnamesische Literaturgeschichte in Textbeispielen darstellen (17. 9.), zum anderen eine vietnamesische Märchenstunde mit Helga Krusche-Petri stattfinden (22. 9.).

Für die musikalische Illustration ist es dem Völkerkundemuseum gelungen, hochkarätige Musiker aus Vietnam zu verpflichten. Vorgestellt werden sowohl klassische vietnamesische Klänge, als auch traditioneller Gesang, der von dem in Vietnam sehr bekannten Duc Thanh Ensemble gespielt wird.

Museumspädagogen bieten verschiedene Möglichkeiten, vietnamesische Kultur selbst zu erfahren. Heute Abend um 18.30 Uhr werden die Vietnamesischen Kulturwochen im Völkerkundemuseum eröffnet. Vera Schönfeld

Weitere Programminformationen: 44 195 542