Ein Pralinchen im Grünen oder: Kunst im Park

Kreis, Punkt, Komma, Strich - fertig ist das Mondgesicht. Stange, Kugel, Luft und Raum - mehr braucht's nicht für Kunst im Raum. Für Gisela Kleinlein liegt die Kunst in der Reduktion - allerdings der gekonnten. Mit ihrer neuen Skulptur für einen zur Meditation einladenden Ort im Park des Zentralkrankenhauses Bremen-Ost zeigt die Düsseldorfer Künstlerin konsequent: weniger ist mehr. Acht lange Eisenstangen und eine goldene Kugel, das ist ihre Skulptur. Da bilden die drei bis sechs Meter langen Stäbe, in Reihe gepflanzt, eine aufsteigende Linie. Wohin? Könnte das Auge durch die am Stangenende befestigten Ringe zielen, der Perspektivpunkt läge im Himmel.

„Ich halte diese Reduktion für ein ausgesprochenes Muß“, erklärt Giesela Kleinlein ihre bewußt schlichte Arbeit. „Heute herrscht ein ständiges Bombardement von Bildern. Wir alle sind dem ausgeliefert. Da ist es besonders wichtig, an solch einem Ort, wo Leute sich erholen müssen, zu Ruhe und Konzentration anzuregen.“

Aus diesem Konzept herauszufallen, oder genauer herauszurollen, scheint dagegen das kleinste Stilelement im Bunde, die goldene Kugel. Groß wie eine Bowlingkugel und verführerisch golden glänzend, wirkt sie wie die Antithese zu all der Reduktion. Eine Praline im Rohkostsalat.

Das scheinen auch die BremerInnen verstanden zu haben. Als die Künstlerin Kleinlein 1992 an der Uferpromenade in Vegesack ihre erste Bremer Skulptur installiert hatte, wurden sieben goldene Kugeln über Nacht gestohlen. Diesmal ist vorgesorgt, denn das Objekt des Begehrens wurde diebstahlsicher in den Untergrund gegraben, die Kugel verplombt.

rau/ Foto: Katja Heddinga