Angeschubst wird Gold zum Schmuck

■ Der Bremer Auguste-Papendieck-Preis für Kunsthandwerk geht dieses Jahr an die Silberschmiedin Bettina Maier

„Kunsthandwerk ist ja mittlerweile besetzt von Häkeldeckchen, die in Volkshochschulkursen hergestellt und anschließend auf Märkten verkauft werden“ - die diesjährige Preisträgerin Bettina Maier aus Worpswede kann es sich leisten, auf Distanz zu gehen. Schließlich wird der alle zwei Jahre vergebene und mit 10.000 Mark dotierte Auguste-Papendieck-Preis nur an KunsthandwerkerInnen vergeben, die bereits einen eigenen Stil entwickelt haben und über handwerkliches Können verfügen. Beides attestierte die Jury der gelernten Silberschmiedin in hohem Maße.

„Ich will mich darüber gar nicht lustig machen, das hat alles seine Berechtigung, aber ich verstehe meine Arbeit als angewandte Kunst, wo die Gestaltung im Vordergrund steht.“ Bettina Maier definiert sich lieber über ihre konkrete Arbeit, als über einen schwammigen Begriff, der inzwischen alles umfaßt, was in Handarbeit hergestellt wurde.

Bettina Maiers jetzt im Focke-Museum ausgestellte Schmuckstücke zeichnen sich aus durch formale Geschlossenheit und bewußte Eingrenzung der verwendeten Materialien auf Gold, Silber und Kupfer. Die Stücke sind aus klaren Formen aufgebaut, ohne sich dabei einer strengen Linie zu verpflichten. Ihre rechteckigen Formen sehen aus, als hätte man sie angeschubst und so die rechten Winkel ein wenig aus der Fassung gebracht. Sie spielt mit diesen Formen, wenn sie zwei Rechtecke als Kettenanhänger übereinandersetzt oder als Doppelbrosche gegeneinander versetzt.

Passend zu den klaren Formen sind auch die verwendeten Farben: Hochkarätiges Gold kombiniert mit geschwärztem und geweißtem Silber oder mit dem fast leuchtenden Rot des Kupfers, das sie speziell bearbeitet, um diesen Effekt zu erzielen. Ganz selten finden sich in ihren Stücken Steine eingearbeitet. „Als Silberschmiedin habe ich gelernt, Korpusware herzustellen, das heißt Gefäße mit dem Hammer aus dem Blech zu treiben und Nähte zu löten. Ich kann natürlich auch mit Steinen und Fassungen umgehen, aber das ist nicht mein vorrangiges Thema“, sagt Bettina Maier.

Anregungen für ihre Arbeit bekommt sie aus der Mode und der Kunst, jedoch nicht von anderen SchmuckgestalterInnen. „Man kann sich nicht einfach was abgucken, das funktioniert nicht“, sagt sie. Auch ein Austausch unter den KünstlerInnen in Worpswede findet nur begrenzt statt. Sie genießt es einfach, nach vielen Jahren in Bremen, dort eine schöne Werkstatt zu haben und zu jeder Tages- und Nachtzeit arbeiten zu können. Aus dem ganzen Kunstrummel hält sie sich aber raus: „Ich will Worpswede nicht benutzen, ich will dort nur wohnen.“

Gudrun Kaatz