Kontaktgruppe erfüllt die Wünsche Belgrads

■ UNO soll Sanktionen gegen Serbien lockern / Heftige Kämpfe bei Bihać

Genf (taz) – Nach wochenlangen Verhandlungen mit Serbiens Präsident Slobodan Milošević hat die Bosnien-Kontaktgruppe dessen Vorstellungen für eine „Überwachung“ der Grenze zwischen Bosnien und Serbien übernommen. Empfohlen wurde zugleich die Lockerung der Wirtschaftssanktionen gegen Rest-Jugoslawien. Es wird damit gerechnet, daß der UN-Sicherheitsrat auf Grundlage dieser Empfehlungen in dieser Woche eine entsprechende Resolution beschließen wird.

Hohe Beamte aus den Außenministerien der fünf Kontaktgruppenstaaten vereinbarten im Beisein des EU-Vermittlers Owen die Entsendung unbewaffneter „Beobachter“ aus zunächst zwölf Staaten an die rund 500 Kilometer lange Grenze zwischen Serbien und Bosnien. Nachdem Milošević im August die Einstellung aller Waffenlieferungen sowie der Wirtschaftsbeziehungen mit den bosnischen Serben verkündet hatte, hatten die vier westlichen Kontaktgruppenstaaten zunächst die Stationierung von UNO-Soldaten zur „Überwachung“ dieser Blockade gefordert. Milošević lehnte dies mit Hinweis auf eine „Verletzung der Souveränität“ Serbiens ab und schlug statt dessen die – jetzt akzeptierte – Entsendung ziviler „Beobachter“ vor.

Aufgabe der Bebachter ist es, sicherzustellen, daß Lebensmittel- und Medikamententransporte aus Serbien weiterhin über die Grenze zu den bosnischen Serben gelangen können. Von einer „Kontrolle“ der Grenze ist in dem Papier der Kontaktgruppe keine Rede. Die „Beobachter“ erhalten kein Mandat, eine Durchsuchung von Transportfahrzeugen gegen den Willen der Fahrer durchzusetzen. Unklar blieb zunächst die Zahl der Beobachter. In den letzten Tagen war von 135 die Rede. Nach Informationen der taz werden es jedoch zunächst nur 60 sein. Stimmt Milošević der Entsendung schriftlich zu, sollen – so die Kontaktgruppe – zunächst die Sanktionen gegen Serbien im Bereich von Sport, Kultur und Wissenschaft aufgehoben und soll der Flughafen Belgrad geöffnet werden.

Den bosnischen Regierungstruppen gelang es gestern, die in die UNO-Schutzzone Bihać eingedrungenen Verbände bosnischer und kroatischer Serben zu stoppen. Dennoch mußte die Bevölkerung der Ortschaft Otoka in der Nähe der östlichen Front evakuiert werden. Die Menschen, über deren Zahl keine Angaben gemacht wurden, sind etwa sechs Kilometer entfernt untergegebracht worden. Alte Menschen konnten nicht aus Otoka evakuiert werden. Andreas Zumach