Dialog zwischen Kurden und Türken

■ Helga Trüpel zieht positive Zwischenbilanz der „Runden Tische“

„Sowohl Türken als auch Kurden fühlen sich in Deutschland schlecht behandelt – wie in einem feindlichen Land“. Diese vorläufige Bilanz zog gestern die Senatorin für Ausländerintegration, Helga Trüpel, mit Blick auf die „Runden Tische“ für diese ausländischen Gruppen.

Die Probleme in der Türkei seien längst zu einem „einflußreichen inneren Faktor“ in Deutschland geworden, da die Spannungen zwischen Kurden und Türken immer größer würden. „Dialog unter den Volksgruppen ist der einzige Weg für ein friedliches Miteinander“, betonte Trüpel. „Wenn wir erst soweit sind, daß kurdische und türkische Kinder nicht mehr in den gleichen Kindergarten gehen können, dann haben wir wirklich Bürgerkrieg.“ Runde Tische dagegen sollten weitere Eskalationen vermeiden und für die friedliche Austragung von Konflikten sorgen.

Der runde Tisch für die Kurden Bremens war Ende vergangenen Jahres nach den Auseinandersetzungen um den „Mesopotamischen Kulturverein“ eingerichtet worden, die Anlaufstelle für Türken kurze Zeit später. Seitdem hat es jeweils sechs Sitzungen gegeben, meinte Trüpel, zu denen „breit eingeladen“ worden war. Auf türkischer Seite ist der „Türkische Zentralverband“ den Gesprächen allerdings bisher ferngeblieben. „Für viele Türken ist Kritik an der Politik der Türkei gleichbedeutend mit Türkenfeindlichkeit“, meinte Trüpel.

Runde Tische sind „kein Weg zu schnellen und spektakulären Erfolgen“, sondern sollen laut Trüpel zur Deeskalation beitragen. Immerhin hat das Bremer Beispiel mittlerweile Schule gemacht: In Hessen und Hannover sind ebenfalls Runde Tische in Vorbereitung, und auch die Ausländerbeauftrage des Bundes, Cornelia Schmalz-Jacobsen, plant etwas ähnliches.

Deeskalation ist nach der Einschätzung der Behörde wichtig: „Die Konflikte zwischen Kurden und Türken haben zugenommen. Wir wissen von Fällen, wo Türken in Geschäften nicht bedient werden und Mädchen wegen ihrer Kopftücher angepöbelt werden. Kinder in der Schule werden von Deutschen wegen der Kurdenpolitik angemacht und empfinden das als Kurdenfreundlichkeit. Die Kurden wiederum sagen, daß davon angesichts der deutschen Waffenlieferungen ans türkische Militär gar keine Rede sein kann.“

Langsam weiter dicke Bretter bohren ist also die Devise der Ausländerbehörde. Gelöst werden könnten die Probleme der Türkei in Bremen nicht, so Trüpel – das soll eine Initiative der Bundesregierung und der EU anschieben, ähnlich wie die Palästinenser-Frage international verhandelt worden ist. Nächstes Etappenziel in Bremen ist nach der Teilnahme aller türkischen und kurdischen Gruppierungen endlich das gemeinsame Gespräch – und zwar an einem gemeinsamen Runden Tisch. bpo