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Selbstbestimmungsrecht für Kosovo

■ Präsident Rugova will die ehemals autonome jugoslawische Provinz in eine Konföderation mit Albanien führen

Wien (taz) – Kosovos Albaner wollen nicht länger warten: Am Dienstag bekräftigte Präsident Ibrahim Rugova gegenüber Belgrader Zeitungen seine Absicht, die einst autonome südjugoslawische Provinz mit dem „Mutterland“ Albanien vereinigen zu wollen. Wenn die bosnischen Serben das Recht erhalten, ihr Territorium an Rest-Jugoslawien anzuschließen, könne niemand den Albanern das gleiche Recht verwehren, zitiert Večerni novosti den Präsidenten. Außderdem appellierte Rugova an die Staatengemeinschaft, die Probleme der zwei Millionen Kosovo-Albaner nicht länger zu ignorieren, seine Regierung werde schon bald Pläne einer „möglichen Konföderation mit Tirana“ vorlegen.

Der Wunsch der Kosovo-Albaner, sich von der Vorherrschaft Belgrads zu befreien, reicht bis ins Jahr 1981 zurück. Damals forderten in der Provinzhauptstadt Pristina Studenten eine autonome Republik innerhalb Jugoslawiens. In den darauffolgenden Jahren ließen über hundert Albaner bei Zwischenfällen mit der serbischen Polizei ihr Leben.

Innerhalb der politischen Führung, die von Belgrad als „illegale konterrevolutionäre Gruppe“ verfolgt wurde, bildeten sich mehrere politische Strömungen. Rugova und seine Gefolgsleute gehörten jenen „Tauben“ an, die mit Hilfe internationalen Beistands auf eine Verwirklichung der damals noch verfassungsrechtlich verankerten Autonomie pochten.

Eine kleine Gruppe Radikaler forderte schon damals den Anschluß an Albanien.

Doch zehn Jahre später haben sich die Machtverhältnisse im „Demokratischen Bund Kosovos“ umgekehrt, und so steht die Sammelbewegung möglicherweise sogar vor der Spaltung. Rugova wechselte zu den „Falken“ und versucht nun seinen ehemaligen Mitstreiter Bujar Bukoshi, derzeit Chef der Untergrundregierung, zu entmachten. Bukoshi hatte sich vehement gegen die Ernennung von Anton Kolaj zum Botschafter des Kosovo in Albanien gewandt. Zum einen hielt Bukoshi die Aufnahme von „diplomatischen Beziehungen“ zwischen der international nicht anerkannten „Republik Kosovo“ und dem albanischen Mutterland für zu gewagt, zum anderen erachtete er die Ernennung Kolajs für problematisch, da dem neuen Botschafter großalbanische Träume nachgesagt werden.

Die Mehrheit der Bevölkerung weiß Kolaj jedoch auf seiner Seite: Nach der serbischen Aggression gegenüber Kroatien und Bosnien glauben nur noch wenige Kosovo- Albaner, daß ihnen nicht ein ähnliches Schicksal widerfahren wird. Manche sprechen längst von einem schleichenden Krieg, den serbische Freischärlerbanden im Kosovo planen, um die albanische Mehrheitsbevölkerung der Provinz zu vertreiben. Karl Gersuny

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