218 218 antwortet nicht mehr

■ Beratungstelefon für Abtreibungsfragen stellte nach einem Jahr die Arbeit ein: GAL ist empört, Pro Familia fürchtet Überlastung

Unter der Telefonnummer 218 218 konnten sich Hamburgerinnen ein Jahr lang über Schwangerschaftsabbrüche beraten lassen - bis gestern. Voriges Jahr, am 16.6.93, trat die sogenannte Übergangsregelung in Kraft, doch vielen Frauen war nicht klar, worin diese besteht. Das Senatsamt für Gleichstellung rief deshalb zusammen mit dem Hamburger Landesverband von Pro Familia dieses Beratungstelefon ins Leben. Aus einem Sonderfonds bezahlte das Senatsamt 110.000 Mark für diese Einrichtung, die von vornherein nur für ein Jahr geplant war.

Nun hat sich zwar noch nichts Neues beim Paragraphen 218 getan, aber das Beratungstelefon 218 218 ist ab heute nicht mehr besetzt. So will es das Senatsamt für Gleichstellung, neue Mittel stehen nicht zur Verfügung. Dabei seien die Unsicherheiten der Frauen durchaus geblieben, betont eine der beiden Beraterinnen, die Pro-Familia-Ärztin Michele Spoo. Auch die Behörde für Arbeit, Gesundheit und Soziales (BAGS) will sich für dieses Telefon nicht einsetzen. Mit Hinweis auf die normalen Rechtsberatungen meint Pressesprecherin Christina Baumeister: „Dann könnten wir das Telefon ja bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag finanzieren“. Die GAL sieht das anders. Hamburg, so die frauenpolitische Sprecherin der Bürgerschaftsfraktion Gabriele Dasse, „kann es sich nicht leisten, ausgerechnet an Frauen in Not zu sparen.“

Für rund 1700 Frauen scheint das Telefon wichtig gewesen zu sein: So viele fragten Michele Spoo und Birgit Gosau, wie die Rechtslage aussehe, wie frau sich wegen der Kostenerstattung bei den Sozialämtern durchsetzen könne und wo in Hamburg Möglichkeiten für Abbrüche zur Verfügung stünden.

Der Hamburger Landesverband von Pro Familia befürchtet nun, daß durch den Wegfall des Telefons 218 218 die anderen, regulären Beratungsstellen überlastet würden. Eine berechtigte Annahme, denn nach wie vor wissen viele Frauen nicht, was in den Übergangsregelungen überhaupt drinsteht. ab