Verbaut und mit Giften abgefüllt

■ Küstentag gegen systematische Zerstörung der Flußmündungen

Die Mündungen der großen Flüsse sind als Lebens-, Verkehrswege, Hafenstandorte, Siedlungs- und Industrieflächen vor allem in den letzten hundert Jahren weltweit immer stärker entwickelt und ausgebaut worden. Als Folge wurde an diesen Lebensadern die in Jahrtausenden gewachsene Natur mit Seitenarmen, Auwäldern und Überschwemmungsflächen mit hoher biologischer Produktivität und reicher Fauna und Flora weitgehend zerstört. Umfassenden Schutz der Küsten- und Flußlandschaften an Nord- und Ostsee fordert deshalb Umweltverbände und Wissenschaftler, die sich seit gestern in Hamburg zum „Internationalen Küstentag“ treffen. Sie verlangen einen Stopp der Kanalisierung der Flußmündungen zugunsten einer Wiederherstellung der natürlichen Reinigungsfunktion der Ströme von der Ems bis zur Oder. Flußvertiefungen für immer größere Schiffe müßten aufgegeben und die Rückverlegung von Deichen auch als Auffangbecken für steigende Flutwellen an Ems, Weser und Elbe in Angriff genommen werden.

Der Vorstandsvorsitzende der Umweltstiftung WWF-Deutschland, Carl Albrecht von Treuenfels, sagte zum Auftakt des Kongesses, es gehe nicht darum, den wirtschaftlich blühenden Hafenstädten wie Bremen und Hamburg den Kampf anzusagen, doch wirtschaftlichen Fehlentwicklungen sei entgegenzutreten, um „unseren Flüssen wieder mehr Leben einzuhauchen. Denn sie sind mehr als Wasserstraßen und Vorfluter für Abwässer aller Art.“

Durch Eindeichung, Kanalisierung, Uferverbau und Schadstoffe von Fäkalien bis zu hochgiftigen Schwermetallen und Agrargiften verloren diese Ästuare genannten Gebiete viel von ihrer biologischen Funktion. Das Weser-Wasser ist belasteter, der Sauerstoffhaushalt labil. Die mit Deckwerken verbaute Unter-Weser gilt, bezogen auf ihre Größe, als die am stärksten ausgebaute Flußmündung der Welt. Die Zahl der Fische geht zurück, es gibt kaum noch stille Wasserzonen. dpa