Die Hose bitte nicht rauchen

■ Im Bremer Hanf-Haus gibt es Kleidung, Kosmetik, Kleinkram aus Cannabis

Die Seife aus Hanfsamen-Öl riecht noch ein bischen nach Shit. Das ist aber auch alles, das im Hanf-Haus an einen hierzulande in anderer Form nur in kleinen Mengen erlaubten Stoff erinnert: Cannabis sativa, zu deutsch Hanf. „Meine Urgroßmutter hat früher schon Hanf in Österreich angebaut“, sagt Lucy Ratzel, eine der GeschäftsführerInnen des Bremer Hanf-Hauses. Wegen des schlechten Bodens dort. Die Hanf-Pflanze ist trotz der wundersamen Dinge, die man aus ihr produzieren kann, äußerst anspruchslos.

Zusammen mit Thomas Weweck und Bernd Möller betreibt Lucy seit 3. September den Laden in der Weberstraße 44. „Es kommen total viele Leute her“, sagt Thomas. Viele allerdings „nur zum Beschnuppern“ der Hosen, Westen und Hemden aus Hanf. „Hier kommen oft Omas mit schwärmerischem Blick auf die Stoffe rein. Die kennen das noch von früher“, meint Lucy. Früher hätten die Altvorderen den Hanf in Form von Knaster ja schließlich auch geraucht, da war das eine völlig normale Pflanze.

In der BRD ist der Hanfanbau absolut verboten. Das Bundesgesundheitsamt befürchtet, das auch wirkungsvoll rauchbare Cannabis-Sträucher angebaut werden könnten. Die für den Klammottenstoff angebaute Cannabis sativa zu konsumieren, wäre auf Dauer unbefriedigend. Der rauscherzeugende Gehalt von Tetrahydrocannabinol (THC) ist äußerst gering und „man müßte 30 Kilo davon rauchen, um etwas zu merken“, weiß Thomas. In Spanien, Italien und England fördert die Europäische Union allerdings den Hanf-Anbau mit 900 Ecu pro Hektar. Thomas und Lucy hoffen jetzt auf eine im Herbst anstehende Entscheidung des europäischen Gerichtshofes. Dort klagen Bauern aus Brandenburg für den legalen Anbau. Es hat sich längst rumgesprochen, daß Hanf eine genügsame Pflanze ist. Wegen des THC-Gehaltes brauche die Pflanze nicht mit Pestiziden und Fungiziden behandelt werden, Insekten meiden das Kraut.

Noch muß das Hanf-Haus die Stoffe aus Ungarn importieren. Dort arbeitet die letzte Hanfweberei des Landes „mit ganz alten Maschinen“. Deswegen seien die Kapazitäten entsprechend klein und der Preis für die Klamotten so hoch. Knapp 200 Mark müssen KundInnen für eine Hose berappen. Von der Struktur und Farbe des Stoffes erinnert Hanf an Leinen. Doch „Hanf ist noch besser“, weiß Lucy. Wind und Wasser würden eher abprallen, der Stoff sei viel robuster. Wer nur über ein kleines Budget verfügt und trotzdem etwas aus dem Stoff der Hanf-Haus-Träume haben möchte, kann zum Sativa-Briefpapier greifen. Als Wasserzeichen ziehrt ein Cannabis-Blatt die Bögen. Und jeder selbstdrehenden Raucherin sei das Zigarettenpapier aus Hanf empfohlen. Die schmalen taz-Spesen erlaubten den Kauf eines Päckchens. fok