Von der Südsee zur Revolution nach Paris

■ Georg Forster, der Universalreisende, im Überseemuseum

Betrachtet man sein Leben, er wäre heute noch ein Moderner. Georg Forster (1754-1794) war einer der Universalgelehrten des 18. Jahrhunderts. Er war Naturwissenschaftler, Ethnologe, Schriftsteller und politischer Publizist. Bekannt wurde er hauptsächlich durch seine Teilnahme an James Cooks zweiter Südseereise, worüber er einen Reisebericht in Englisch und Deutsch verfaßte. Sein Leben lang war er unterwegs „Zwischen den Welten, zwischen den Zeiten“ - so auch der Titel der Ausstellung im Überseemuseum anläßlich seines 200. Todestages.

Forsters wissenschaftliche Karriere beginnt schon früh. Bereits mit elf Jahren begleitet er seinen Vater Johann Reinhold Forster auf einer Reise zu den Wolga-Kolonien der Zarin Katharina II, wo sie Boden- und Vegetationsverhältnisse untersuchen sollten, um weitere Siedlungsplätze auszumachen. Zeitlebens ist der Vater sein einziger Lehrer, eine Schule besucht er nur kurz.

1766 siedeln die Forsters nach England um, wo der alte Forster in die Royal Society aufgenommen wurde. Diese Mitgliedschaft führt dazu, daß man ihn wenige Monate später einlädt, Cooks zweite Südsee-Expedition als Naturkundler zu begleiten. Georg darf ihn, knapp 18jährig, als Assistent und naturwissenschaftlicher Zeichner begleiten.

Georg Forster beschäftigt sich auf dieser Reise eingehend mit den Menschen der Südsee. Er ist sehr interessiert an Gesprächen und läßt sie in seinen späteren Veröffentlichungen selbst zu Wort kommen, statt nur über sie zu schreiben. Seine Berichte über diese Gesellschaften und ihre Lebensweise spiegeln eine für damalige Verhältnisse ungewöhnliche Toleranz gegenüber dem Fremden.

Nach der Rückkehr aus der Südsee sind Kassel, Göttingen, Wilna und Mainz die weiteren Stationen in Georg Forsters Leben. Nach der Besetzung Mainz durch die Franzosen im Jahr 1792 tritt Forster dem Jakobinerklub bei und wird Vizepräsident der provisorischen Verwaltung. Er ist fasziniert von den Idealen der französischen Revolution und reist als Abgeordneter nach Paris, um den Anschluß an die Französische Republik zu beantragen. Dort stirbt er 1794 an den Folgen einer Lungenentzündung.

Was bleibt von einem, der gedacht, geredet und geschrieben hat – viel Papier und ein paar Zeichnungen. Das sind auch die Materialien, die in der Ausstellung vorherrschen. Dieter Heintze, Ethnologe am Museum, hat sich in der Ausstellung bewußt auf den Forscher Forster konzentriert: „Es gibt soviele Gerüchte über seine Ehe und die Beziehung zu seinem Vater, die ich nicht beurteilen kann und auch nicht will. Für mich steht der Wissenschaftler im Vordergrund.“ Und dessen Werdegang ist spannend genug, daß man mit wachsendem Interesse die vielen Texttafeln liest. Zumal die Ausstellung mit zeitgenössischen Stichen und einigen Ethnographica für Anschaulichkeit und Auflockerung sorgt. Die kleinen Prunkstücke sind zwei Original-Handschriften von Georg Forster und ein Aquarell vom Expeditionsmaler William Hodges.

Gudrun Kaatz

Bis 6.11. im Überseemuseum .Die nächste Führung findet am 25. September um 11 Uhr statt.