Skinhead-Überfall auf Vietnamesen

■ Eine Gruppe von Skinheads ging mit Eisenstangen auf Zigarettenhändler los / Polizist soll Sympathie gezeigt haben

Am vergangenen Montag, gegen 18.40 Uhr, ist es auf dem S-Bahnhof Köpenick zu rassistischen Übergriffen gegen vietnamesische Zigarettenhändler gekommen. Nach Informationen der taz schlug eine Gruppe von etwa zehn Skinheads mit Eisenstangen auf die Zigarettenverkäufer ein. Als die von Zeugen verständigte Polizei eintraf, waren die attackierten Vietnamesen schon geflüchtet. Wie Augenzeuge Bernd K.* gegenüber der taz schilderte, nahmen Beamte der zuständigen Direktion 6 zunächst die Personalien der Gewalttäter auf. Seiner Aussage nach zeigte ein Beamter durchaus Sympathie für die Skins: „Warum verprügelt ihr die Fidschis nicht hundert Meter weiter auf dem Parkplatz? Da würde es keiner sehen!“

Mittlerweile waren zwei der Schläger, trotz ihrer offenkundigen Trunkenheit von den Polizisten unbehelligt, in ihren Golf gestiegen und davongefahren. „Die sind doch sturzbetrunken!“ empörte sich Bernd K., der über den freundschaftlichen Umgang des Beamten mit den Neonazis verärgert war. Er will die Polizisten vergeblich aufgefordert haben, die Neonazis am Wegfahren zu hindern. Nach eigenen Angaben drohte er dabei mit einer Anzeige wegen Dienstpflichtverletzung.

Die Beamten sollen sich dennoch mit den rechten Randalierern in gönnerhaft-kameradschaftlichem Umgangston befaßt haben. Unterdessen waren die beiden Skins einige hundert Meter weiter mit ihrem Wagen gegen die Leitplanken in der Bahnhofstraße gefahren. Bernd K., der mittlerweile auf dem Heimweg war, kam nach eigenen Angaben am Unfallort vorbei und verlangte nun die Dienstnummer des Beamten, der ihm zuvor schon durch seinen ausländerfeindlichen Spruch aufgefallen war. Der weigerte sich jedoch zunächst, so Bernd K. Erst nachdem er sich hilfesuchend an den Fahrer eines anderen Einsatzfahrzeuges gewandt habe, soll dieser mit den Worten „Gib dem doch die Dienstnummer, der kann dir sowieso nichts!“ veranlaßt haben, daß der belastete Polizist seine Dienstnummer herausgab. Unterdessen versuchte ein anderer Beamter, Bernd K. zu beschwichtigen. Er wolle mal mit seinem Kollegen reden, eigentlich sei man gar nicht ausländerfeindlich und er selbst sei ein halber Ausländer.

Von der Pressestelle der Polizei wurde die Attacke von Neonazis auf vietnamesische Zigarettenhändler in Köpenick am Montag bestätigt. Wie Polizeisprecher Bernd Mollenhauer gegenüber der taz erklärte, seien drei Gewalttäter nach Überprüfung ihrer Personalien an den Bundesgrenzschutz übergeben worden, da sich der Vorfall auf dem Gelände der S-Bahn ereignet hat. Die ausländerfeindliche Äußerung des Polizeibeamten zweifelte der Sprecher jedoch an. Er räumte aber ein, daß ein Beamter mit der vom Zeugen angegebenen Dienstnummer am Einsatz teilgenommen hat. Bernd K. will gegen den Polizisten Anzeige erstatten. Peter Lerch

* Name von der Red. geändert